Beter in der Grabeskirche in Jerusalem Beter in der Grabeskirche in Jerusalem 

Missbrauchsopfer: Spüre echten Willen zur Umkehr in Kirche

Einen „echten Willen“ zur Umkehr und „viel echtes Engagement“, um Dinge in der Kirche zu ändern, erkennt die Theologin Doris Wagner bei zahlreichen Menschen in der Kirche.

Erfahrungen wie jene des Gesprächs mit dem Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, über das Thema Missbrauch würden ihr Hoffnung geben, so Wagner, die selbst Opfer sexuellen Missbrauchs in der Gemeinschaft „Das Werk“ geworden ist. Wagner äußerte sich am Freitagabend in der ORF-Sendung ZIB 2. Anlass des Interviews mit der in Deutschland lebenden Theologin war ihr Aufsehen erregendes Gespräch mit Kardinal Schönborn, das am Mittwochabend im Bayrischen Rundfunk gezeigt wurde.

Zum Nachhören

Trotz dieser Hoffnungszeichen glaube sie jedoch nicht, dass sich in absehbarer Zeit vieles in der Kirche ändern werde, räumte Wagner weiter ein: dem stünden vor allem innerkirchliche Strukturen und überkommene Rollenbilder in der Kirche entgegen. „Die Kirche ist eine absolute Monarchie. Ohne Gewaltenteilung, ohne Kontrolle und demokratische Legitimation.“ Ähnlich den europäischen Monarchien im vergangenen Jahrhundert sehe sie diese Strukturen derzeit zusammenbrechen, so Wagner. „Die Kirche ist da 100 bis 150 Jahre später dran.“ Wünschenswert sei dagegen ein gleichberechtigter Ämterzugang „auf allen Ebenen“.

„Kirche macht es den Opfern oft schwer, zu sprechen“

Darüber hinaus hielt die Theologin und frühere Ordensfrau fest, dass es die Kirche „den Opfern oft schwer macht, zu sprechen“. Dies hänge u.a. damit zusammen, dass die Kirche ihnen „ein Zuhause“ sei, welches man nicht gerne angreife oder preisgebe. Wo kirchliche Verantwortungsträger angesichts dieser Situation dennoch eine Abwehrhaltung einnähmen statt zuzuhören, „machen sie es den Opfern noch schwerer“, mahnte Wagner.

Unmittelbares Verbesserungspotenzial ortete Wagner bei der Anwendung des Kirchenrechtes: Bei den Recherchen zu ihrem aktuellen Buchprojekt, das sich dem Thema des geistlichen Missbrauchs widmet, sei sie auf zahlreiche Fälle gestoßen, in denen schlicht die kirchenrechtliche Vorgabe einer Trennung von spiritueller und formaler Leitung etwa einer Gemeinschaft nicht beachtet worden sei. Diese wichtige Norm zu missachten sei an sich bereits eine Form von Missbrauch und gefährlich, so Wagner.

(kap – sk)
 

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09. Februar 2019, 09:55