D: Fastenhirtenbriefe zum Thema Missbrauch
„Es geht hier nicht einfach um einige kirchenpolitische Maßnahmen, sondern um einen Weg der Erneuerung“, schrieb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx. Themen wie „Macht, Machtmissbrauch und Kontrolle von Macht in der Kirche“ müssten mutig angepackt werden.
Auch müsse der Blick auf die Ausbildung der Priester und die priesterliche Lebensform gerichtet werden, so Marx; ebenso Fragen der Sexualmoral der Kirche. Diese Fragen müssten auch in der Deutschen Bischofskonferenz weiter besprochen werden, die sich ab Montagnachmittag zur Frühjahrsvollversammlung in Lingen trifft.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing kritisierte „das beschämende Handeln von Kirchenverantwortlichen in früheren Jahren“ im Umgang mit Missbrauchsfällen. „Anstatt den Opfern Gehör zu schenken und ihnen Hilfe anzubieten, sind Täter gedeckt und ist Missbrauch verharmlost und vertuscht worden, um angeblich Schaden von der Kirche abzuwenden“, so Bätzing. Je öfter er mit Betroffenen spreche oder ihre Zeugnisse lese, „umso mehr wachsen meine Abscheu und Wut“. Der Bischof kündigte für Ende März ein Maßnahmenpaket in seiner Diözese an.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick appellierte an die Christen, ihren Glauben auch nach außen zu bezeugen. Die Missbrauchs- und Finanzskandale belasteten die Kirche schwer. Das könne zu Resignation führen. Daher sei es wichtig, die Verbrechen aufzuarbeiten und durch Prävention weiteren Missbrauch zu verhindern. Vor allem aber müssten sich alle Getauften bemühen, authentisch christlich zu leben und den Glauben weiterzutragen.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn äußerte Verständnis für Kirchenaustritte: „Ich kann sehr gut verstehen, dass Menschen sich zu diesem Schritt entscheiden, haben doch diejenigen, die dazu gerufen waren, Beziehungen unter den Menschen zu stiften, diese Beziehungen zu ihren eigenen egoistischen Zwecken missbraucht.“ In der Vergangenheit habe die Kirche das Leid der Betroffenen nicht gesehen und daher im Umgang mit den Tätern falsch gehandelt. Er sicherte zu, Täter und Vertuscher genau zu identifizieren und zu benennen.
Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, er sei sich bewusst, dass viele Menschen der Kirche nicht zutrauten, den Missbrauch in ihren Reihen aufzuarbeiten. „Dagegen helfen keine Worte, sondern nur Taten, an denen man sich messen lassen muss“, schrieb er. Viele wünschten sich rasches Handeln; das sei nachvollziehbar. Dennoch werde es einige Zeit in Anspruch nehmen, 2weil wir diesen Weg der Erneuerung nicht alleine gehen wollen, sondern in Zusammenarbeit mit vielen anderen Kräften unserer Gesellschaft, die mit uns das Ziel verfolgen, Missbrauch nachhaltig zu unterbinden“.
(kna - mg)
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