D: Sichtbare Reformen erwünscht
„Ich glaube, die Erschütterung ist wirklich angekommen.“ Es gebe eine große Ernsthaftigkeit bei den Bischöfen und in der gesamten Kirche. Ein Wille zu Veränderungen sei sichtbar. Schon seit 2010, als in Deutschland der Missbrauchsskandal aufgedeckt wurde, sei einiges passiert, etwa in der Prävention, betonte Sternberg. Sternberg hatte am Wochenende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt, er rechne nach dem Missbrauchsskandal in der Kirche mit Änderungen hinsichtlich der Sexualmoral, der Kirchenverwaltung und der Beteiligung von Frauen an Führungspositionen.
Es braucht klare Schritte
Der Vorsitzende des Betroffenennetzwerks „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, forderte am Montag in einer Mitteilung Taten: „Es braucht klare Schritte hin zu einer unabhängigen Aufarbeitung in den Bistümern und einer angemessenen Entschädigung für die Opfer.“ Auch Ordensgemeinschaften seien gefordert. Betroffene müssten an der Aufarbeitung und an Prävention mit ihren Erfahrungen beteiligt werden, verlangte Katsch. Kommissionen, die mit Unterstützung des Staates eingesetzt würden, müssten unabhängig die „Vergangenheit“ untersuchen. Außerdem sei eine Bereitschaft zu Gesprächen über eine „angemessene Entschädigungslösung“ für die Opfer nötig.
Ähnlich hatte sich Katsch am Wochenende geäußert. Er bedauerte, dass das Netzwerk nicht zum Bischofstreffen eingeladen sei. Er werde stattdessen am Dienstag mit den Vereinten Nationen über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche sprechen. Er werde in New York dafür werben, den Heiligen Stuhl, „der bei der UN einen Beobachterstatus hat und auch als Unterzeichner an der UN-Kinderschutzkonvention teilnimmt, zu verpflichten, weltweite Standards zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in seiner Verantwortung einzuhalten“, sagte Katsch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Öffnung der Archive erwünscht
Der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT), Hans Leyendecker, kritisiert den Stand der Missbrauchsaufklärung der katholischen Kirche. Die „immer noch nicht erfolgte Öffnung der Archive oder die mangelnde Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft sind mir schleierhaft“, sagte Leyendecker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag). Der frühere Leitende Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ sagte zu der Lage beider Kirchen unter dem Eindruck der Missbrauchskrise: „Wir spüren, dass der Mühlstein immer schwerer wird.“ Wenn sich nichts ändere, „verstärkt das nur die Wahrnehmung, dass die Kirche zu nichts Gutem mehr taugt“. Missbrauch sei nicht allein ein katholisches Problem, sagte der DEKT-Präsident. Der Kirchentag in Dortmund (19. bis 23. Juni) werde sich dem Thema stellen.
(kna – mg)
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