D: Rörig bleibt bis 2024 Missbrauchsbeauftragter der Regierung
Nach den Worten von Rörig sind dauerhafte Strukturen im Kampf gegen sexualisierte Gewalt an Kindern „wahnsinnig wichtig“. Er forderte die Bundesländer auf, Landesbeauftragte zum Thema einzustellen. Das unkoordinierte Vorgehen bei den Missbrauchsfällen in Staufen und Lügde zeige, dass es wichtig sei, Kompetenzen zu bündeln. Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg prüften aktuell die Einrichtung einer solchen Stelle.
Auch die Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche müsse „große Schritte vorankommen“, forderte Rörig. Die Bistümer und Landeskirchen müssten verbindliche einheitliche Kriterien der Aufarbeitung aufstellen. Dazu sei er in engem Austausch mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Giffey forderte von den Kirchen, die dezentralen Strukturen zu stärken und etwa Pfarrer vor Ort dabei zu unterstützen, Missbrauchsfälle aufzuklären. Dabei sollten die Kirchen mit Betroffenen zusammenarbeiten.
Versetzungspraxis kritisiert
Weiter kritisierte sie die frühere Versetzungspraxis, bei der Geistliche nach Missbrauchsfällen an andere Positionen in der Kirche versetzt wurden. Eine Person, die Kindern sexuelle Gewalt angetan habe, müsse die „ganze Konsequenz der Gesellschaft und des Strafrechts“ erfahren, betonte die Ministerin. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2017 13.500 Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt und Ausbeutung. 1600 Opfer waren jünger als sechs Jahre.
Nationaler Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Die unabhängige Aufarbeitungskommission zum Missbrauch stellt am kommenden Mittwoch ihren ersten Bilanzbericht vor und wird die Arbeit weitere vier Jahre verlängern. Giffey kündigte an, auch den Betroffenenrat neu zu berufen. Sie werde zudem einen „Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ einrichten. Dieser werde Strategien zu Prävention, Schutz und Hilfen bei sexualisierter Gewalt und gegen Ausbeutung erarbeiten, Vorschläge für kindgerechte Verfahren entwickeln und eine Forschungsstrategie aufstellen.
Der Jurist Rörig ist seit 2011 „Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“. Die Stelle war 2010 nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche zunächst befristet eingerichtet und 2014 um fünf Jahre verlängert worden. Im vergangenen Jahr wurde sie entfristet. Erste Beauftragte war die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann.
(kna – mg)
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