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Kölner Dombaumeister zum Brand in Notre Dame: „Tragödie europäischen Ausmaßes“

Ein Hoffnung machendes Zeichen der Solidarität: Europas Dombauhütten werden mithelfen, um die Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale Notre-Dame zu bewältigen. Das kündigte der Dombaumeister am Wiener Stephansdom und Vorsitzende der Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Wolfgang Zehetner, am Dienstag im Gespräch mit „Kathpress“ an.

Die Schäden zu beheben, werde jedoch auch mit Hilfe der anderen europäischen Dombauhütten wohl noch „Jahrzehnte“ dauern, meint auch sein Kölner Kollege Peter Füssenich. Im Interview mit dem Kölner Domradio spricht er von einer „Tragödie europäischen Ausmaßes“:

DOMRADIO.DE: Notre-Dame ist genau wie der Kölner Dom nicht irgendeine große katholische Kirche. Wie sehr trifft Sie die Zerstörung der Kathedrale?

Peter Füssenich (Dombaumeister von Köln): „Ich darf das auch für viele andere Bau-Kolleginnen und Kollegen aus ganz Europa sagen: Wir stehen alle gemeinsam unter Schock. Das ist eine Tragödie von europäischer Dimension. Aus Frankreich ist die Idee der Gotik überall nach Europa gekommen, die wagemutigen Konstruktionen, die man dort errichtet hat. Notre-Dame war dafür auch das Vorbild. Uns Bauleute trifft das wirklich wie ein großer Schlag.“

DOMRADIO.DE: Unser Dom in Köln und Notre-Dame haben eine ähnliche Bauweise. Aber was den Brandschutz angeht, unterscheiden sie sich doch, oder?

Füssenich: „Brandschutz gilt für alle Bauwerke, egal aus welchem Jahrhundert sie stammen. Es geht im Wesentlichen darum, dass die Feuerwehr vor Ort ein Gebäude einschätzen kann. Im Fall vom Kölner Dom ist es so, dass wir in sehr engem Kontakt mit der Feuerwehr von Köln stehen. Hier finden regelmäßige Begehungen und Übungen statt. Es gibt am Kölner Dom auch vorbeugenden Brandschutz, es gibt Steigleitungen für den Fall der Fälle. In Köln hat man schon im 19. Jahrhundert einen Eisendachstuhl aufgebaut. Im Vergleich dazu war es in Notre-Dame ein Holzdachstuhl, den wir jetzt haben brennen sehen und der in großen Teilen noch aus dem 13. Jahrhundert, aus der Bauzeit der Kathedrale stammt.“

„Der Schaden wird sich erst in den kommenden Tagen wirklich einschätzen lassen“

DOMRADIO.DE: Sie kennen Notre-Dame natürlich gut. Was denken Sie, ist mit den Schätzen innerhalb der Kirche passiert?

Füssenich: „Das ist aus der Ferne sehr schwer zu sagen. Man wird auf die nächsten Tage schauen müssen. Auf die kommt es nämlich an. Es ist unglaublich viel Löschwasser in die Gewölbe eingedrungen. Über mehrere Stunden hat die Feuerwehr dort löschen müssen. Man wird schauen, ob die Gewölbe halten, denn sie erzielen ein viel höheres Gesamtgewicht, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen haben. Deshalb ist es sicher erst in den nächsten Tagen absehbar, was sich dort für einen Schaden aufgetan hat.“

DOMRADIO.DE: Eine reiche französische Unternehmerfamilie hat bereits gesagt, sie werde hundert Millionen Euro spenden. Man kann heute noch nichts über den Schaden sagen. Aber vielleicht können Sie schon einmal ahnen, wie viele Jahre die Aufbauarbeiten wohl benötigen werden?

Füssenich: „Auch das kann man nur von Fernsehbildern einschätzen. Der gesamte Dachstuhl ist abgebrannt. Es sind Teile der Gewölbe, das hat man schon gesehen, auch eingestürzt. Man wird auch schauen müssen, welche Schäden, welche Schadensbilder haben sich da im Innern der Kathedrale ergeben. Die Wiederaufbau wird sicher mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte umfassen, bis der letzte Schaden behoben wird.“

Das Gespräch führte Tobias Fricke.

(domradio - cs)

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16. April 2019, 12:55