Mit dem Fahrrad unterwegs Mit dem Fahrrad unterwegs 

D: Tausende Kilometer auf dem Fahrrad für die Lübecker Märtyrer

Man kann auf verschiedene Weisen eine Pilgerfahrt unternehmen. Bekanntlich gehen tausende Gläubige zu Fuß nach Santiago de Compostela. Der Lübecker Rudi Abold wollte eine Pilgerfart von seiner Heimat bis Rom mit dem Fahrrad machen, doch in Florenz angekommen, wurde er krank und musste die Pilgerfahrt abbrechen. Weshalb mit dem Fahrrad nach Rom pilgern und wie soll es weitergehen? Wir sprachen mit ihm.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Abold ist 67 Jahre alt, Pensionär und engagiert sich ehrenamtlich in der Gedenkstätte für die Lübecker Märtyrer.

„Die Lübecker Märtyrer sind vier Geistliche, und einer von diesen vieren hat schon einmal während seiner Semesterferien eine Fahrradtour durch Deutschland gemacht. Dabei ist er 2.400 Kilometer während den Semesterferien gefahren. Das hat mich motiviert, auch eine Fahrradtour zu Ehren der Lübecker Märtyrer zu machen. Dann kam ich auf die Idee, dass ich diese vier besonderen Menschen dem Heiligen Vater vorstellen wollte.“

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Damit war sein Zielort klar: Rom - und eine Begegnung mit Papst Franziskus.

„Genau das war mein Ziel. Ich wollte mit dem Fahrrad von Lübeck nach Rom fahren, und ich weiß, dass der Heilige Vater während seiner Studienzeit auch einen Aufenthalt in Deutschland hatte und dabei auch in Hamburg war. In Hamburg hat er von einem Priester über die Lübecker Märtyrer etwas erfahren. Und er hat schon zwei Mal in Interviews die Lübecker Märtyrer erwähnt.“

Die Lübecker Märtyrer sind vier Geistliche, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs als Geistliche wirkten. Drei waren katholische Kapläne – Eduard Müller, Hermann Lange und Johannes Prassek –, die sich in Lübeck zusammengefunden haben. Sie kannten sich aus dem Studium in Münster, wo sie den katholischen Bischof Clemens August Graf von Galen kennengelernt hatten, der ein erbitterter Gegner von Adolf Hitler war. Genauso hatte in Lübeck ein evangelischer Priester Dienst gemacht – Hans Friedlich Stellbrink. Dieser evangelische Priester war rund 20 Jahre älter als die jungen Kapläne, die bei ihrer Hinrichtung zwischen 31 und 32 Jahre alt waren.

„Sie haben sich durch Zufall in Lübeck kennengelernt. Der evangelische Pastor war ursprünglich ein Anhänger des Nationalsozialismus und der Deutsch-Christen, wie Adolf Hitler das in seinem Wahlversprechen Ende der 20er Jahre gemacht hat. Aber als Stellbrink dann gemerkt hat, wo die Reise hingeht, ist er umgeschwenkt und hat sich als Gegner des Nationalsozialismus erwiesen. Er hat sich dann in Lübeck zusammen mit den drei katholischen Priestern gegen den Nationalsozialismus gestellt. Die vier haben ausgemacht, ihre theologischen Differenzen hintanzustellen und sich erst einmal gegen das nationalsozialistische Regime zu wenden.“

„Die vier haben ausgemacht, ihre theologischen Differenzen hintanzustellen und sich erst einmal gegen das nationalsozialistische Regime zu wenden“

Die drei katholischen Kapläne hatten auch von den Predigten des katholischen Bischofs von Galen gehört, der 1941 offen von der Kanzel gegen das Nationalsozialistische Regime wetterte. Er kritisierte offen die Euthanasie als Verbrechen der Nationalsozialisten und sprach die willkürliche Verhaftung von Ordensleuten und Priestern sowie die Enteignung von Klöstern und Kirchengütern an. Diese Predigten wurden von Gläubigen mitgeschrieben und in Deutschland sehr schnell weiterverbreitet, durch die Abschriften. Das ging so weit, dass sogar die Alliierten von den Predigten hörten, sie auf Flugblätter druckten und über Deutschland abwarfen. Die Verbreitung dieser Schriften  war das Hauptverbrechen der vier Lübecker Märtyrer, die dann daraufhin verhaftet und vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurden und in Hamburg unter dem Fallbeil ihr Leben ließen: alle vier innerhalb einer viertel Stunde am 10. November 1943 von 18:00 bis 18:15 Uhr.

„Ich habe das erste Mal von den vier Lübecker Märtyrern gehört, als die Seligsprechungsfeier in den Medien angekündigt wurde. Die drei katholischen Kapläne wurden 2011 seliggesprochen und die evangelische Kirche hält ein Ehrengedenken an den evangelischen Pastor. Die Seligsprechungsfeier fand in Lübeck statt. Und ich als gläubiger Katholik habe mir gesagt: Wenn schon hier in Lübeck eine Seligsprechungsfeier ist, dann musst du auch dabei sein! Dieses Engagement hat mich dann dazu bewogen, selbst eine Tour für die Lübecker Märtyrer zu machen, um sie bekannter zu machen. Für diese Fahrradtour habe ich geplant, in christlichen Einrichtungen Unterkunft zu finden – Klöster oder Pfarreien – und habe da angeboten, über die Lübecker Märtyrer zu berichten. Das sollte mein Beitrag für das Bekanntwerden dieser vier außergewöhnlichen Menschen sein.“

Nun hat es nicht geklappt, aber Abold, der diese Pilgerfahrt mit seiner Frau führen will, gibt nicht auf.

„Ich musste aus gesundheitlichen Gründen in Florenz abbrechen. Ich hatte mir unterwegs eine bakterielle Infektion eingefangen und bin dann von Florenz aus wieder zurück nach Lübeck gefahren. Und inzwischen habe ich mit meiner Frau beschlossen, dass wir im nächsten Jahr von Florenz aus die restlichen 300 Kilometer zu Fuß zurücklegen werden. Sodass wir dann also diese Pilgertour auch zu Ende bringen.“

„Seid nicht eine schweigende Minderheit“

Und vor allem wolle er unbedingt Papst Franziskus treffen, um mit ihm über die Lübecker Märtyrer zu sprechen.

„Das werde ich wieder so machen, dass ich das Wissen von Papst Franziskus über die Lübecker Märtyrer etwas vertiefen kann, und vielleicht kann ich auch einen kleinen Baustein zur Heiligsprechung dieser vier außergewöhnlichen Menschen liefern. Die wichtigste Botschaft der Lübecker Märtyrer für mich, gerade auch an junge Leute, ist: Schweigt nicht, sondern engagiert euch für die Wahrheit, für das Recht, auch für die christlichen – nicht nur die katholischen – Kirchen. Engagiert euch für unseren Glauben, aber das allerwichtigste ist: Seid nicht eine schweigende Minderheit, sondern steht auf und kämpft gegen Unrecht. Das ist auch die Botschaft der Lübecker Märtyrer gewesen, die eben das Unrechtsregime im Nationalsozialismus beim Namen genannt haben.“

(vatican news)

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26. Juli 2019, 13:56