Österreich: Internationale Tagung über Christen in der Türkei
Weitere Referenten sind unter anderem der langjährige Direktor des St. Georg-Kollegs und Superior der Lazaristen in Istanbul, Franz Kangler, und die frühere österreichische Botschafterin in der Türkei, Heidemaria Gürer.
Die Christen sind in der Türkei eine verschwindend kleine Minderheit: Von den rund 80 Millionen Einwohnern der Türkei sind nur noch 100.000 Christen (0,2 Prozent der Bevölkerung) wie die ICO mitteilte. Die überwiegende Mehrzahl der Christen lebt im Großraum Istanbul, größere Gemeinden gibt es zudem in einzelnen Regionen am Mittelmeer (z.B. Izmir und Antakya) sowie in der Region Tur Abdin in der Südosttürkei.
30 Jahre ICO
Ein Schwerpunkt der Salzburger Tagung wird auf dem Tur Abdin liegen. Damit geht die ICO zurück zu ihren Wurzeln. Das Hilfswerk feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Gegründet wurde es 1989, damals noch unter dem Namen „Verein der Freunde des Tur Abdin“, vom Linzer Theologie-Professor Hans Hollerweger. Er unternahm Mitte der 1980er-Jahre eher zufällig eine erste Reise in die Südosttürkei. Er strandete im Tur Abdin, einer abgelegenen bergigen Gegend, in der ein kleines Grüppchen syrisch-orthodoxer Christen ihren uralten Traditionen treu geblieben war. Bis heute feiern sie die Messe auf aramäisch, in der Sprache Jesu. Krieg, wirtschaftliche Not und ein ablehnendes muslimisches Umfeld zwangen ab den 1980er Jahren tausende Christen zum Auswandern in den Westen.
Um den Letzten das Bleiben zu ermöglichen, gründete Hollweger 1989 den „Verein der Freunde des Tur Abdin“, aus dem später die ICO wurde. Hollerweger besuchte über viele Jahre die Menschen in ihren Dörfern und gab ihnen das Gefühl, nicht vergessen zu sein. Bald weitete der Linzer Professor die Arbeit auf den ganzen Nahen Osten aus. „Unser Volk braucht Unterstützung, um daherhaft in der Heimat bleiben zu können!“, schreibt der Bischof von Mardin/Diyarbakir (Mor Philoxenos Saliba Özmen) in seinem Grußwort.
Positive und negative Schlagzeilen
Die syrisch-orthodoxen Christen der Türkei standen dieser Tage gleich zwei Mal in den internationalen Schlagzielen. Zum einen positiv, weil sie in Istanbul eine neue Kirche bauen können. Dies ist der erste Neubau einer Kirche seit 1923. Die Grundsteinlegung nahm der türkische Präsident Erdogan vor. Zum anderen negativ, weil verheerende Brände im Tur Abdin große landwirtschaftliche Flächen der Christen zerstörten. Die Kirche selbst wie auch die türkischen Behörden glauben, dass es sich dabei um Brandstiftung handelte. Dies kommt immer wieder vor und dient dazu, die letzten Christen der Region zum Auswandern zu zwingen.
(kap – vm)
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