D: Limburg bereit für große Seligsprechungsfeier
„Die Seligsprechung von Pater Henkes soll ein Fest für die Pallottiner, für das Bistum, für die Heimat des neuen Seligen, Ruppach-Goldhausen im Westerwald, und für die tschechischen Gäste werden“, sagt der Limburger Bischof Georg Bätzing. Für ihn sei Henkes, der wegen regimekritischer Predigten in seiner damaligen Pfarrei, die heute in Tschechien liegt, verhaftet wurde und sich freiwillig im Block 17 im Konzentrationslager Dachau einschließen ließ, um sich um typhuskranke Menschen zu kümmern, ein Märtyrer der Menschlichkeit. Er habe sich der Bevormundung des Denkens und Glaubens in der Zeit des Nationalsozialismus mutig entgegengestellt. Und er habe sein Leben für andere Menschen geopfert, nationale Barrieren und Vorurteile überwunden und Verständigung geschaffen.
Was ist eine Seligsprechung?
Was ist das aber eigentlich, eine Seligsprechung? Eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage. Die Antwort von Theologen lautet: Die Seligsprechung stellt Menschen als Beispiel christlichen Lebens für die Kirche eines Landes, eines Bistums oder auch für eine bestimmte kirchliche Gemeinschaft heraus. Unsere Kollegen vom Kölner Domradio wollten vom Außerordentlichen Professor für Kirchengeschichte in München, Stefan Samerski, wissen, wo denn die Anfänge von Seligsprechungen liegen.
„Dass bestimmte Kandidaten heiliggesprochen wurden, passierte schon im frühen Mittelalter – zunächst auf regionaler Ebene, bis der Papst das Recht der Heiligsprechung im Jahr 993 für die Gesamtkirche übernahm. Damals wurde Bischof Ulrich von Augsburg vom Papst als erster heiliggesprochen. Es war die erste Heiligsprechung für die Weltkirche. Die Anfänge von Seligsprechungen liegen erst im 17. Jahrhundert. Damals wurde erstmalig zwischen der Selig- und Heiligsprechung differenziert und die Regeln für beide Verfahren festgelegt.“
Das Verfahren habe sich juristisch somit im frühen Mittelalter herausgebildet. Man habe zunächst einmal das Leben des entsprechenden Kandidaten untersucht und dies aufgezeichnet. Es wurde überprüft, ob das auch wirklich ein vorbildliches Leben gewesen sei.
„Der eine oder andere hat sicherlich auch Fehler gemacht. Das ist aber gar nicht das Kriterium für eine Heiligsprechung und später eine Seligsprechung. Es waren auch nur Menschen. Aber es ging um die Vorbildhaftigkeit, dass man das sozusagen als Muster des christlichen Lebens den Gläubigen vor Augen halten kann. Das Prozessverfahren wurde dann im Mittelalter ausgeweitet und immer genauer und präziser. Man hat dann vor allen Dingen anhand von schriftlichen Aufzeichnungen untersucht, ob dieser Kandidat Wunder wirkte. Das ist insofern wichtig, dass man sagte: Dieser Kandidat steht vor Gott und kann Fürbitte für unsere menschlichen Nöte einlegen. Das Wunder wäre dann sozusagen der Nachweis, dass dieser Kandidat auch wirklich diese Wirkmacht hat. Der nächste Punkt, der auch schon im frühen Mittelalter untersucht wurde, ist: Wer verehrt diesen Kandidaten? Gibt es überhaupt eine namhafte Verehrung und ist die Verehrung groß genug, jemanden selig- und heiligzusprechen.“
Spektakuläre und umstrittene Fälle
Und wenn man die Kirchengeschichte genauer betrachtet, so gab es auch außergewöhnliche Seligsprechungen, die spektakulär oder gar umstritten waren:
„Die gab es vielfach. Ich würde sogar aus meinem Kenntnisstand sagen: Jede Selig- und Heiligsprechung findet immer viele Befürworter, aber sicherlich auch einzelne Gegner. Denken Sie an den Seligsprechungsprozess von Pius XII., der ja noch nicht abgeschlossen ist. Da fehlt nur noch ein Wunder. Der heroische Tugendgrad ist schon abgeschlossen. (Anmerk. d. Red.: Unter heroischem Tugendgrad versteht die Kirche, dass der Kandidat die christlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in seinem Leben unter den damaligen Umständen in vorbildlicher Weise gelebt hat.)
Wenn Sie an die Neunziger denken: Die Seligsprechung und die anschließende Heiligsprechung des Gründers von Opus Dei hat damals wirklich für Furore gesorgt und weltweit große Protestaktionen hervorgerufen. Jede Selig- und Heiligsprechung hat auch immer ein gewisses Protestpotenzial.“
(pm/domradio – mg)
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