Schönborn: Papst hört auf „Schrei der verletzten Erde“
Immer deutlicher werde mittlerweile erfahrbar, was Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ vor vier Jahren als „Schrei der verletzten Erde“ beschrieben habe, so der Wiener Kardinal. „Es ist eine Notsituation“, wenn man etwa an die Anzahl der Waldbrände, das Abschmelzen der Polkappen, die Verschmutzung durch Mikroplastik und die Gefahr von Missernten denke. Angesichts dieser Dramatik und der Verantwortung für nachfolgende Generationen seien innerkirchliche Fragen wie beispielsweise die Zulassung von verheirateten Männern zum Priesteramt („viri probati“) „sekundär“. Die Synode „muss initiativ und prophetisch sein“ im Blick auf die grundlegende human-ökologischen Themen, „sonst ist sie für die 'Katz'“, so der Wiener Erzbischof wörtlich.
Europäischen Synodenteilnehmern stünde es gut an, zuallererst auf die Bischöfe aus dem Amazonas-Raum zu hören und von ihnen zu lernen. Dies gelte auch für das zweite große Thema der Synode, wo es im Blick auf die dort bedrohten Völker um die Frage geht, wie die Kirche ihren seelsorglichen und missionarischen Dienst wahrnehmen könne. In diesem Zusammenhang werde es unter anderem um „viri probati“ und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen.
„Papst Franziskus erwägt diese Frage“, hielt der Kardinal fest und verwies darauf, dass die katholische Kirche bereits konkrete Erfahrungen mit verheirateten Priestern habe. Entscheidend bei der Synode werde aber sein, „was die Bischöfe von dort dazu sagen“. Es gehe darum, dass Lösungen für Amazonien gefunden werden, und nicht um Rezepte für die Weltkirche, schränkte der Kardinal ein. Möglicherweise könnten regionale Regelungen dann eine weltweite Vorbildwirkung haben. Er halte es aber für „nicht angebracht, Prognosen zu machen“.
Synodenerfahrener Teilnehmer
Aus Österreich nimmt an der Amazonien-Synode neben Kardinal Schönborn der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler teil. Kardinal Schönborn gehört seit einigen Jahren dem zwölfköpfigen begleitenden Rat des Generalsekretariats der Bischofssynode an, das als zuständige Kurieneinrichtung die Bischofssynoden vorbereitet. Der 74-jährige Wiener Erzbischof, der unter den insgesamt 286 Teilnehmern jener mit der größten Synodenerfahrung ist, wurde vom Papst direkt persönlich als Mitglied der Amazonien-Synode ernannt. Er erkläre sich seine Ernennung damit, dass er bei den letzten vier Synoden positiv mitwirken konnte und dass er Europa bei der Versammlung repräsentieren solle, so der Kardinal.
(kap – mg)
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