Schönborn: Synode starkes Lebenszeichen für Amazonien und Kirche
Das sagte der Wiener Erzbischof nach der Präsentation des Textes im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Positiv bewertete der Kardinal den Vorschlag der Synode, der einen Weg für den künftigen Einsatz von verheirateten Priestern skizziert.
Als wichtigste Botschaft der Bischofsversammlung bezeichnete Schönborn „die Diagnose, dass das riesige Amazonien-Gebiet mit seinen Ressourcen, Bodenschätzen und Menschen sehr vernachlässigt ist. Dabei ist der Tod von Amazonien der Tod der Welt, hat es der Klimaforscher Hans Schellnhuber bei der Synode dramatisch auf den Punkt gebracht“. Zur Sicherung der Zukunft der gefährdeten Region und seiner Völker habe die Kirche eine wichtige Rolle zu spielen, und zwar „indem sie den Menschen dort möglichst nahe ist“, betonte der Kardinal.
Um dies umzusetzen, habe die Synode einen seinem Empfinden nach „sehr guten Weg“ für die Kirche vorgeschlagen, erklärte Schönborn. Wenn manche der entlegenen Gemeinden bisher nur selten - teils sogar nur einmal pro Jahr - einen Priester sähen, „dann fehlt etwas ganz wichtiges in der Seelsorge“, betonte der Kardinal. Darum habe die Synode unter anderem angeregt, das Amt der Ständigen Diakone - verheiratete Männer mit Familien, die sich neben ihrem Zivilberuf nach entsprechender Ausbildung ihren Pfarren mit diesem Dienst zur Verfügung stellen - zu stärken.
Leute-Priester statt Wander-Priester
Das Ständige Diakonat sei in der Katholischen Kirche bereits seit 50 Jahren möglich und auch in Österreich gutbewährt, mit beispielsweise 180 Diakonen alleine in der Erzdiözese Wien, betonte der Erzbischof. „In Südamerika ist dieser Weg jedoch bisher zu wenig beschritten worden und soll ausgebaut werden.“ Die Synode schlage in ihrem Schlussdokument vor, dass in einem weiteren Schritt „aus dem Kreis der Ständigen Diakone der eine oder andere möglicherweise auch zum Priester geweiht werden kann, wenn Rom zustimmt“.
Statt wie bisher nur gelegentlich vorbeikommenden „Wander-Priestern“ hätte man in Amazonien dann „Leute-Priester, die bei den Menschen sind“, verdeutlichte Schönborn. Er gab zugleich aber zu bedenken, dass es an Papst Franziskus liege, „wie er diesen Vorschlag der Synode aufgreift und welche weiteren Wege daraus beschlossen werden“.
Würdigung der Frauen
Ganz klar sei auch die Rolle der Frau Thema der Beratungen und des Abschlussdokuments gewesen, sagte der Wiener Erzbischof. Wie der Papst selbst zum Abschluss der Synode gesagt habe, gehe es dabei „nicht um die Einsetzung von Funktionärinnen“, sondern um die kirchliche Anerkennung der de facto ohnehin längst ausgeführten Dienste der Frauen etwa in der Leitung, der Verkündigung, der seelsorglichen Begleitung von Begräbnissen und Taufen oder in der Ehevorbereitung. In Sachen Frauendiakonat bitten die Synodalen den Papst, mit der von ihm eingesetzten Kommission weiterzuarbeiten und diese Möglichkeit weiter zu beforschen.
Dass die katholische Kirche in Amazonien neue Wege einschlage, sei eine Notwendigkeit angesichts des enormen Wandels, den die Region durchlaufe. „Das betrifft den Klimawandel, den sozialen Wandel wie etwa die dramatische Landflucht und Verstädterung, aber natürlich auch die Kirchensituation“, betonte Schönborn. Mehr als die Hälfte der Amazonas-Bewohner seien in den vergangenen Jahrzehnten von der katholischen Kirche zu den Pfingst- oder Freikirchen gewandert.
Trotz allen Ernstes der behandelten Themen sei seine Stimmung vor allem „Freude über die sehr gute Gemeinschaft“ mit den anderen Synodenteilnehmern in den drei Beratungswochen, sagte Schönborn abschließend. Man habe „viel aufeinander gehört und viel voneinander gelernt“. Ein konkretes Ergebnis der Synode werde auch die künftige stärkere Zusammenarbeit der Ortskirchen in den neun Amazonas-Anrainerstaaten sein.
(kap – sk)
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