Ökologie, Frauen, Zölibat: Deutsche Stimmen zur Synode
Er sei froh, dass das dreiwöchige Treffen von gut 180 Bischöfen und weiteren knapp 100 Experten und Gästen zu einem Zeitpunkt hoher Aufmerksamkeit für den Klimawandel stattfand, sagte Marx weiter. „Wir müssen begreifen: Es ist Zeit zu handeln, weil es um die Zukunft der Erde, der Menschheit geht.“
Der Bischof von Obidos am Amazonas, der aus Deutschland stammende Johannes Bahlmann, bestätigte diese Einschätzung. „Später kann zu spät sein. Jetzt ist die Stunde, dass wir uns dem stellen“, so Bahlmann. Abholzung und Umweltzerstörung seien eine sehr große Herausforderung für die Kirche in Amazonien. Dank ihrer weiten Verbreitung sei die Kirche aber gut gerüstet, sich dem zu stellen.
Wenn die Polizei nicht genug Benzin hat...
Die gegenwärtige Regierung in Brasilien erschwere den Einsatz für den Regenwald und die Menschen dort zwar. Vielfach scheitere aber die Verfolgung von Gewalttaten oder illegaler Abholzung allein am fehlenden Benzin der Polizeiautos, berichtete Bahlmann. „Dann kommen der Staatsanwalt oder der Polizeikommandant zu uns und fragen, ob wir ihnen ein Boot oder ein Auto stellen können.“
Der Theologe Paulo Suess forderte die Kirchengemeinden in Amazonien wie in Europa dazu auf, ihren Teil dazu beizutragen, um ökologische Zerstörung zu stoppen. Christen müssten sich dieser ökologischen Sünden und Entfremdung bewusst sein. An dieser Stelle zeige sich auch der Zusammenhang mit kirchlicher Seelsorge. „Wenn wir gesunde, lebendige Gemeinden aufbauen, haben jene Sekten keine Chancen, die zerstörerisch auf indigene Kulturen wirken und auch mit Ökologie nichts am Hut haben“, so Suess. Deswegen seien der Respekt für indigene Kulturen wie auch die Beteiligung der Menschen so wichtig.
Ordensfrau: Kirche muss Rolle von Frauen jetzt formal anerkennen
Die in Peru lebende deutsche Ordensschwester Birgit Weiler nannte die Mitarbeit indigener Frauen und Männer an einer Bischofssynode in Rom einen „historischen Moment“. Im Abschlussdokument der dreiwöchigen Amazonas-Synode werde nun formal von der Kirche anerkannt, dass Frauen in Gemeinden seit langem wichtige Führungsaufgaben wahrnehmen und dass dies künftig vom jeweiligen Bischof auch formal anerkannt und bestätigt werden soll, so Weiler auf derselben Pressekonferenz.
Bei den Leitungsaufgaben indigener Frauen fliessen laut Weiler soziale Aufgaben, nachhaltiger Landbau wie der Einsatz für Menschenrechte zusammen. So hätten vor allem die Indigenen wiederholt gemahnt, bei allen innerkirchlichen Problemen die Prioritäten nicht zu vergessen: „Unser Regenwald brennt.“ Für sie müsse die Kirche Bündnispartner sein, so Weiler, die als Expertin für interkulturelle Theologie zur Synode geladen worden war.
„Viri probati? Stärker thematisiert, als gedacht“
Zu der Debatte um neue Dienste und Ämter in der Kirche räumte Kardinal Reinhard Marx ein, dass die sogenannten „viri probati“ stärker thematisiert wurden, als er anfangs dachte. Nun gelte es, vor allem in Amazonien Kriterien für solche Ausnahmen vom Zölibat zu entwickeln. Dann könnten Familienväter, die bereits Ständige Diakone sind, zu Priestern geweiht werden, so das Votum der Synode. Entscheiden aber müsse der Papst.
Es gehe jedenfalls nicht an, Eucharistie nur einmal im Jahr zu feiern. „Dieses Problem müssen wir angehen“, so Marx. Im Übrigen sei die Kirche frei, außerhalb des Weiheamtes neue Dienste zu schaffen. Solche seien auch für Frauen denkbar, dazu gehört nach seiner Aussage auch der ständige Diakonat. „Fragen von Macht und Weihe“ seien zu differenzieren. Die Amazonas-Synode habe ausdrücklich gefordert, Frauen sollten teilhaben an der Leitung der Kirche.
(kna/radio vatikan – sk)
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