Marx: „Nur weil ich Kardinal bin, soll ich nicht zweifeln?"
Auf die Frage, wo Gott in Auschwitz oder beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gewesen sei, antwortete Marx: „Wir dürfen uns Gott nicht als Reparaturbetrieb der Welt vorstellen." Wünsche, dass Gott einen Autounfall verhindere oder für das Bestehen des Abiturs sorge, seien zwar zutiefst menschlich. „Aber wir müssen tiefer eindringen in das Geheimnis der Beziehung zwischen Gott und Mensch."
Laut Marx dürfen die Menschen ihr Machbarkeitsdenken nicht auf Gott übertragen nach dem Motto: „Wenn ich Gott wäre, dann hätte ich das aber alles ganz anders gemacht." Es müsse akzeptiert werden, dass Gott ganz anders sei. Als Christ glaube er, dass Gott bei den Leidenden präsent sei.
Marx räumte ein, dass er nach dem Missbrauchsskandal kritischer auf die Geschichte der Kirche und „auf die Diskrepanz von Schein und Sein" schaue. Bei den Missbrauchstaten handle es sich nicht um Einzelfälle, sondern um systemisches Versagen. Das schwere Unrecht von Geistlichen werde die Kirche verändern, aber nicht zerstören, „weil sie kein menschlicher Verein ist". Gleichzeitig hielt der Kardinal fest: "Wer ein Kind missbraucht, missbraucht auch Gott."
Homosexuelle in der Kirche willkommen
Weitere Themen des Interviews waren die Priesterweihe für Frauen und die Seelsorge für homosexuelle Paare. Letztere könnten nach den Worten von Marx in der katholischen Kirche einen Segen „im Sinne einer seelsorglichen Begleitung" bekommen. Damit werde aber keine eheähnliche Beziehung gesegnet, sagte der Kardinal. Auch eine Eheschließung sei nicht möglich.
Priesterweihe für Frauen: „Diese Tür ist geschlossen“
(kna/kap – isc)
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