Österreich: Polizei stürmt Kloster, um Flüchtling abzuschieben
Ziaulrahman Zaland war Schüler an der Fachschule für Sozialberufe in Langenlois, im Mai 2020 hätte er seine Abschlussprüfung gehabt. Seine Musiklehrerin Theresa Lichtenegger beschreibt ihn im Gespräch mit Radio Vatikan als „äußerst engagierten, motivierten jungen Menschen“, der sich bestens in Langenlois integriert habe.
„Er ist dabei, eine Adventfeier für die Menschen im Pflegeheim vorzubereiten – er war dabei, eine Feier vorzubereiten“, korrigiert sie sich. Obwohl selbst Muslim, habe er sich auch außerhalb der Schule zum Beispiel bei der ‚Nacht der 1.000 Lichter‘ engagiert, „mit einer Freude, sich einbringen zu dürfen, etwas zurückgeben zu können von dem, was er von seinem Umfeld an Unterstützung bekommen hat", sagt Lichtenegger, die auch Theologin ist.
Tabubruch
Seit drei Jahren hatte Ziaulrahman Zaland bei den franziskanischen Schulschwestern gewohnt. „Sie haben seinen Lerneifer und sein Potenzial damals schon erkannt. Sie haben ihn bestens betreut, ihm alle Möglichkeiten zur Integration gegeben. Er hat sie genutzt“, sagt Lichtenegger. Dass die Polizei nun in den Klausurbereich des Klosters eindrang und ihn gewaltsam mitnahm, betrachten die Schwestern „als eine empfindliche Störung ihres persönlichen und religiösen Lebens“, wird Charlotte Ennser von der Flüchtlingsinitiative Langenlois in einem Online-Artikel der Lokalzeitung „Meinbezirk.at" zitiert. Die Polizei hätte einen Durchsuchungsauftrag vorgelegt, heißt es. Für Kirchenasyl gibt es in Österreich aktuell keine rechtliche Grundlage.
In Afghanistan drohe ihm der Tod, befürchtet seine Musiklehrerin. „Es besteht wenig bis keine Chance für ihn, ein Leben aufzubauen und in Afghanistan in Frieden zu leben. Das bedrückt uns alle sehr“.
Kein Einzelfall
Ziaulrahman Zaland ist kein Einzelfall. In ganz Österreich, aber auch in Deutschland werden Flüchtlinge mit negativem Asylbescheid abgeschoben, die mitten in einer Ausbildung oder Lehre stehen – in Berufen, für die ein Fachkräftemangel herrscht, die also dringend gebraucht würden.
Es habe den Anschein, als ob knapp vor der Behandlung des Themas ‚Asylwerber in Ausbildung oder Lehre‘ im Nationalrat noch rasch Fakten geschaffen werden sollen, „die die abgeschobenen Personen in Lebensgefahr bringen und die alle Ausbildungs-, Schulungs- und Integrationsbemühungen zunichte machen“, kritisieren lokale Politiker, die Flüchtlingshilfe Langenlois und die Schulschwestern, die sich in einer Intiativegruppe zusammengeschlossen haben. Sie appellieren an den Österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen, die als mutwillig empfundene Abschiebung von Zaland noch zu stoppen. Gleichzeitig bitten sie ihn, die für Mittwoch geplante parlamentarische Behandlung des Themas ‚Asylwerber in Ausbildung oder Lehre‘ abzuwarten und damit den betroffenen Menschen die Beendigung ihrer Ausbildung zu ermöglichen.
Petition „für Zia"
Die vielen Solidaritätsbekundungen für Ziaulrahman Zaland in den sozialen Netzwerken ermutigen seine Lehrerin: „Es zeigt mir auch, dass er nicht nur innerhalb der Schule, sondern über die Schule hinaus bekannt und beliebt war. Es herrscht große Fassungslosigkeit“, so Theresa Lichtenegger. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler haben eine Petition für ihren Schulkollegen gestartet.
(vatican news/kap – isc)
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