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Anschlag von Hanau: Bischof Gerber „sehr betroffen von dieser Tat"

Von dem mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlag in Hanau ist auch der Bischof von Fulda, Michael Gerber, schwer erschüttert. Ein 43-jähriger Deutscher hatte Mittwochabend in zwei Shisha-Bars das Feuer eröffnet, mindestens elf Menschen starben. Im Gespräch mit Radio Vatikan zeigte sich Bischof Gerber, in dessen Diözese Hanau liegt, auch betroffen über die allgemeine Zunahme rechtsextremer sowie antisemitischer Anschläge in Deutschland.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Bischof Gerber, was ist Ihre Reaktion als Bischof, als Hirte, auf das Blutbad in Hanau?

Michael Gerber: Ich habe heute am frühen Morgen davon erfahren und bin sehr betroffen von dieser Tat. Ganz besonders sind meine Gefühle bei den Menschen, die zu Opfern geworden sind, bei den Überlebenden, bei den Angehörigen und auch bei den vielen Einsatzkräften, die sich jetzt bemühen. Mit ihnen bin ich sehr stark im Gebet verbunden. Es sind auch ganz viele Menschen aus dem Bistum Fulda vor Ort. Vor allem in Hanau: Der Dechant und viele, die mit ihm zusammen schauen, auch mit unserer evangelischen Schwesterkirche, wie hier Menschen Solidarität erfahren können.“

Polizeiangaben zufolge gibt es starke Anzeichen für ein rassistisches Motiv des Täters. Allgemein scheint in Deutschland rechtsradikale - und auch antisemitische - Gewalt zuzunehmen. Was kann die katholische Kirche tun, um dem Einhalt zu gebieten?

Michael Gerber: In Hanau in unserem Bistum haben wir einen sehr hohen Migrantenanteil. Für uns als katholische Kirche ist es wichtig, hier Erfahrungsräume der Begegnung zu schaffen. Ich war am letzten Sonntag der Weltmission im Oktober in Hanau zu einer größeren Gottesdienstveranstaltung, wo Menschen mit ganz unterschiedlichem Migrationshintergrund eingebunden waren. Hier haben wir als katholische Kirche eine Chance, exemplarisch etwas zu leben, was dann hoffentlich in die Gesellschaft ausstrahlt und andere Menschen auch motiviert. Ich denke auch an die Aufgaben, die unsere Kindergärten haben. In vielen haben wir einen hohen muslimischen Anteil von Kindern, einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Und ich glaube, es ist nicht zu unterschätzen, was gerade junge Menschen hier an Schlüsselerfahrungen für ihr Leben mitnehmen. Es ist ganz positiv, wenn sie in jungen Jahren wertvollen Erfahrungen machen und Freundschaften schließen, und das auch später ihren Umgang mit Menschen anderer Herkunft prägt.

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Täter war zuvor nicht als Rassist aufgefallen

Der Täter von Hanau hat vor allem Personen mit Migrationshintergrund getötet und handelte nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei allein. Er sei zuvor weder als rassistisch bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten. Nach dem Blutbad vom Mittwochabend wurde der mutmaßliche Täter tot zuhause aufgefunden. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass der Mann seine 72-jährige Mutter und sich selbst erschossen hat.

Auf seiner Webseite sprach der Mann, dessen Namen die Polizei mit Tobias R. angibt, davon, dass mehrere Milliarden Menschen „eliminiert“ werden müssten. Er propagiert zunächst eine „Grob-Säuberung“ und dann eine „Fein-Säuberung“. Der selbst in Hanau ansässige Deutsche hebt hervor, dass nicht „jeder, der einen deutschen Pass besitzt, reinrassig und wertvoll ist“. 

Beide Tatorte in Hanau liegen in unmittelbarer Nähe zu Katholischen Kirchen: der eine bei Mariä Namen, der andere bei St. Elisabeth. In beiden Kirchen stehen Seelsorgerinnen und Seelsorger für Gespräche zur Verfügung, auch die anderen Gotteshäuser in Hanau sind geöffnet. „Bei aller Schockstarre, die über der Stadt liegt, wollen die Kirchen jetzt ganz nah an den Menschen sein“, hieß es aus dem Bistum Fulda. In St. Elisabeth war für den Donnerstagnachmittag eine Eucharistische Anbetung geplant, die als Gegenbotschaft zu dem Terroranschlag gestaltet ist. Die Abendmesse findet als Trauergottesdienst statt. 

Kanzlerin Merkel: Mit Entschlossenheit gegen Spaltung

Indessen hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU öffentlich zum Attentat in Hanau geäußert und ihr Entsetzen zum Ausdruck gebracht. Für eine abschließende Bewertung sei es noch zu früh, sagte Merkel in Berlin. Vieles weise jedoch darauf hin, dass der Täter aus rechtsextremistischen und rassistischen Motiven gehandelt habe - aus „Hass gegen Menschen anderer Herkunft, anderem Glauben oder anderem Aussehen". Weiter erklärte die Bundeskanzlerin, „Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift". Dieses Gift sei schuld „an schon viel zu vielen Verbrechen". Die Bundesregierung und alle staatlichen Institutionen stünden „für die Rechte und Würde jedes Menschen in unserem Land, wir unterscheiden Bürger nicht nach Herkunft und Religion". Die Bundesregierung stelle sich denen, die versuchten, Deutschland zu spalten, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegen.

(vatican news)

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20. Februar 2020, 12:36