Schönborn: Jährliche Kreuzdebatte „wie das Amen im Gebet“
Die gesetzliche Lage sei klar: Öffentliche Spitäler entscheiden selber, ob in den Krankenzimmern Kreuze hängen oder nicht. Er sei dankbar, dass im neuen Wiener Spital, an dessen Segnung er bei der Eröffnung mitwirkte, „die Krankenseelsorge ihren festen Platz hat“, schrieb Schönborn in seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung „Heute“. Es gebe dort eigene christliche, aber auch jüdische und muslimische Gebetsräume.
Vor dem Hintergrund der politisch befeuerten Auseinandersetzung über das Für und Wider von Kreuzen in Krankenhäusern stellte der Kardinal die Frage: „Ist bereits das christliche Abendland gefährdet?“ Dies ist laut Schönborn zu bejahen, „wenn die christlichen Werte und Haltungen verloren gehen“.
Dass dies nicht allein am Streit ums Kreuz festzumachen ist, illustrierte der Wiener Erzbischof anhand zweier Beispiele: „Der arbeitsfreie Sonntag ist christliches Erbe. Bitte an die Politik, ihn nicht auszuhöhlen!“ Einer christlichen Haltung entspreche auch die Bereitschaft, Menschen auf der Flucht zu helfen, Heimatlose und Fremde nicht zu verachten. „Es tut weh, wenn gut integrierte Asylwerber abgeschoben werden“, so Schönborn. Und weiter: „Wo ist da die Sorge um das Christliche im Abendland?“
Freilich wünsche er sich, dass Kreuze in den Spitälern ihren Platz haben. „Denn zum christlichen Erbe gehört die Sorge um die leidenden Menschen.“ Der Kardinal erinnerte daran, dass das Kreuz auch auf den Rettungswagen des Roten Kreuzes zu sehen ist: „Es steht dafür, dass Gott auf der Seite der Notleidenden ist.“
(kap – mg)
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