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Schweiz: Antisemitismusbericht zeigt Verschwörungstheorien auf

2019 gab es etwa gleich viele antisemitische Vorfälle wie im Vorjahr. Dies gilt für physische und verbale Vorkommnisse sowie für Online-Beiträge. Besonderes Augenmerk legt der Bericht, der vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus herausgegeben wurde, auf Verschwörungstheorien. Diese machen über ein Drittel der Vorfälle aus.

Viele Vorfälle online

Antisemitische Vorfälle finden sich vor allem online, etwa in Kommentaren in den sozialen Medien. Insgesamt kam es 2019 zu 523 antisemitischen Vorfällen (gegenüber 577 im Vorjahr), davon allein 485 online (535 im Vorjahr). Dabei handelt es sich laut Bericht lediglich um die gemeldeten Fälle. Es müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Eine vollständige Abdeckung insbesondere des Online-Bereichs sei schon aufgrund des großen Umfangs nicht möglich.

Die Zahlen für verbale und physische Vorfälle sind in der Schweiz geringer als in den europäischen Nachbarländern. Online sei hingegen „die Qualität und das Ausmaß an Übergriffen auf vergleichbarem Niveau.“

Verschwörungstheorien

Der SIG legt in seiner Analyse des Berichts „ein besonderes Augenmerk auf Verschwörungstheorien“, wie Jonathan Kreutner, Generalsekretär des SIG, gegenüber dem Nachrichtenportal kath.ch sagte. Diese machten 2019 mit 189 Fällen 36,6 Prozent der Online-Vorfälle aus. (2018 waren es mit 222 Fällen 39 Prozent).

Mit dem Begriff werden Theorien gemeint, die „oft völlig absurde Schlüsse ziehen und meist eine ‚jüdische Weltverschwörung‘ als Kern haben“, heißt es. Als Beispiele nennt der Bericht Kommentare, in denen etwa eine jüdische Familie oder ein jüdisches Unternehmen für die Flüchtlingsströme nach Europa verantwortlich gemacht würden.

Reale Taten zur Folge

Die Brisanz solcher Verschwörungstheorien zeige sich in den jüngsten rechtsextremistischen Anschlägen etwa in Halle, Pittsburgh oder Christchurch, heißt es in der Medienmitteilung zum Bericht. Dass die Attentäter ihre Motive mit bestimmten Verschwörungstheorien erklärt hätten, mache deutlich, „dass die Verbreitung von und Beschäftigung mit Verschwörungstheorien reale Taten mit gravierenden Folgen haben können.“

Wie aber sollen Medien vorgehen, wenn in Online- oder Social Media-Kommentaren antisemitische Äußerungen gemacht werden? Kreutner empfiehlt grundsätzlich jedem Medium, eine Nettiquette einzuführen, in welcher die Grenzen der Meinungsfreiheit deklariert sind, und diese auch durchzusetzen, indem entsprechende Kommentare gelöscht werden.

(kath.ch – mt) 

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25. Februar 2020, 12:35