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Schweiz: Theologie der Versöhnung betrifft alle Religionen

Die Universität Bern hat in einer interdisziplinären Konferenz die Chancen und Grenzen der Versöhnungsprozessen in der Kirche und Gesellschaft thematisiert. Bei dem dreitägigen Treffen wurde der Frage nachgegangen, wie man „versöhnt leben“ kann.

Tom Sommer, Mitorganisator dieser Konferenz, sagte: „Das Thema Versöhnung spielt bei allen eine Rolle, egal welcher Religionsgemeinschaft sie angehören.“ Das Thema Versöhnung wurde am Freitag von der theologischen Seite her ausgelotet. Dazu referierte erst Christine Schliesser, die aktuell eine Vertretungsprofessur für systemische Theologie an der Uni Köln innehat und seit März 2018 Privatdozentin an der Uni Zürich ist. Die deutsche Theologin beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie die Rolle der Kirche in Versöhnungsprozessen aussieht. Gerade in Ländern, wo Menschenrechtsverletzungen passiert sind.

In ihrem Vortrag, dem über 500 Besucherinnen und Besucher lauschten, plädierte die Dozentin für das Modell der „öffentlichen Theologie“. Diese sei interdisziplinär und nehme kritisch-konstruktiv aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in ihre theologische Reflexion mit auf.

Die Uni-Professorin plädierte weiter für eine Theologie der Versöhnung, „die den Versuch wiederspiegelt, massiver Gewalterfahrung theologisch zu begegnen.“ Dabei verwies Christine Schliesser auf theologische Vordenker wie den südafrikanischen anglikanischen Bischof Desmond Tutu, „der uns einen Weg gepfadet hat, den wir befolgen können.“ Vergebung ist für sie dabei der Schlüsselbegriff. Ein Akt, den die jüdische deutsch-amerikanische Theoretikerin Hanna Ahrend einmal als Wunder bezeichnet habe.

Minarett-Initiative ließ Schweiz erbeben

Einer der Workshops widmete sich der Frage, was Versöhnung aus religions-politischer Perspektive ist und wie die entsprechende Lösungsfindung aussehen könnte. Angela Ullmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin für interreligiöse Studien an der Uni Bern und Mediatorin und Anna Jambers, ebenfalls als Mediatorin, thematisierten dabei die Minarett-Initiative aus dem Jahr 2009.

Die beiden Referentinnen zogen Bilanz und zeigten auf, was seitdem auf der religiösen Landkarte der Schweiz passiert ist. Das Beben, dass die Minarett-Initiative ausgelöst habe, sei bis heute spürbar. Zum einen seien da Früchte wie das Haus der Religionen, die Runden Tische oder die interreligiöse Arbeitsgemeinschaft Iras Cotis entstanden. Dem gegenüber stehen jedoch Kopftuch- und Schleierverbote, unterschwelliger Hass gegen Muslime, Weihnachtslieder, die verboten werden sowie Kruzifixe, die aus Schulzimmern verbannt werden.

(kath.ch – mg)

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09. Februar 2020, 13:48