Wiener Theologe: In der Religion Verwurzelte nehmen die Krise gelassener
Seine jetzt in Buchform („Wandlung", Grünewald-Verlag 2020) veröffentlichte Langzeitstudie „Religion im Leben der Österreicher*innen 1970-2020" bedeute für die aktuelle Corona-Krise: „Bei den einen kann die unerwartete Provokation durch das gesichtslose Virus eine 'Heidenangst' auslösen. Wirklich fest in der Religion Verwurzelte könnten gelassener bleiben“, sagte Zulehner der Katholischen Presseagentur Österreich.
Der bergende Raum der Kirche...
Er gehe aufgrund seiner Erkenntnisse davon aus, dass gerade in Krisenzeiten noch mehr Menschen „insgeheim den bergenden Raum einer hoffentlich offenen Kirche aufsuchen und das Gefühl mitnehmen, in einer größeren Wirklichkeit geborgen zu sein“. Entscheidend sei die Gewissheit, dass das Leben nach dem Tod weitergehe, erklärt Zulehner. Allerdings zeige die Langzeitbeobachtung, „dass die Wirkmächtigkeit der Religion sich im letzten halben Jahrhundert deutlich abgeschwächt hat“. Entsprechend hätte der Anteil derer mit christlich geprägten und kirchlich überlieferten Glaubensüberzeugungen in der Bevölkerung merklich abgenommen.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ein entscheidender Faktor seien aber die Abnahme der Gemeindetätigkeit und die Zunahme von irrationaler Panik aufgrund schwächelnden gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Gesellschaft. „Unsicherheit nimmt sowohl der Wissenschaft wie dem Glauben die Kraft“, sagte der Theologe. Die 2020 in Österreich Befragten seien zu 29 Prozent den 'Sterblichen', zu 23 Prozent den 'Unsterblichen' und zu 48 Prozent den diesbezüglichen Skeptikern zuzurechnen. Auffällig ist, dass deutlich mehr Männer (36 Prozent) als Frauen (23 Prozent) und grundsätzlich Jüngere, Kinderlose und Höhergebildete eher dem Glauben abgewandt, also - wie Zulehner schreibt - „verdiesseitigt“, seien.
(kathpress - mt)
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