Österreich: Katholikinnen für Aufnahme von Frauen und Kindern aus Flüchtlingscamps
Zugleich kritisierte sie die „Unerbittlichkeit", mit der die Regierungsspitze den gleichlautenden Aufforderungen zivilgesellschaftlicher und kirchlicher Organisationen, des Bundespräsidenten und anderen Politikern, von Bischöfen, Bürgermeistern sowie Privatpersonen entgegentrete. Dies stehe „in krassem Widerspruch zu ihrem ausdrücklichen Bekenntnis zu einem christlich-humanistischen Wertekanon".
Pernsteiner gehört neben Persönlichkeiten wie Elfriede Jelinek, Michael Köhlmeier, Irmgard Griss, Manfred Nowak oder Barbara Coudenhove-Kalergi zu den Erstunterzeichnenden der Petition „Freiheit für unsere Menschlichkeit", die sich an Bundeskanzler Sebastian Kurz, Außenminister Schallenberg und Innenminister Karl Nehammer richtet. Die mittlerweile 2.700 Unterstützenden der seit Mittwoch laufenden Initiative protestieren gegen den Widerstand dieser österreichischen Spitzenpolitiker gegen eine „menschliche Lösung der humanitären Krise" an der türkisch-griechischen Grenze. „Als Katholische Frauenbewegung Österreichs verweisen wir auf die besondere Verletzlichkeit von Frauen und Kindern, insbesondere unter den Umständen, wie sie in den griechischen Lagern herrschen", hielt Pernsteiner fest.
Was Schutzbedürftigkeit erfordere, müsse angesichts der Corona-Krise verständlicher sein denn je. „Es gibt nur ein Maß für unser Handeln: die Menschenwürde", betonte Pernsteiner: „Und die gebührt jedem Menschen gleich." Frauen litten auf der Flucht und in Flüchtlingslagern wie jenen in Griechenland ganz besonders unter menschenunwürdigen Bedingungen. Sie seien in erster Linie für Kinder und ältere Menschen zuständig, sorgten für Ernährung und Hygiene. Und Frauen seien auch in besonderem Maß von Gewalt betroffen - in den Lagern und schon davor unterwegs, so Pernsteiner.
Rund die Hälfte aller Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind, sind laut Recherchen der kfbö Frauen. Der Anteil von Frauen an den Flüchtlingen, die Europa erreichen, liege derzeit bei knapp 40 Prozent. Der weitaus größere Teil - nämlich 85 Prozent der von den Vereinten Nationen registrierten Flüchtlingen und Asylwerbern - halte sich in sogenannten Entwicklungsländern auf. „Wir in Österreich, einem der wohlhabendsten Länder dieser Welt, sollten unseren Beitrag leisten, teilen und vor allem: teilen dürfen", appellierte Pernsteiner.
Weitere Kirchenstimmen für Aufnahme
Für die Aufnahme besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge von den griechischen Inseln nach Österreich hatten sich zuletzt der Klagenfurter Bischof Josef Marketz u.a. Kärntner Religionsvertreter, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sowie nach einem Lokalaugenschein auf Lesbos der Generalsekretär der Caritas Wien, Klaus Schwertner, öffentlich eingesetzt.
(kap – gs)
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