Vor der Bayer-Hauptversammlung in Leverkusen Vor der Bayer-Hauptversammlung in Leverkusen 

D: Misereor warnt vor Bayer-Pestiziden

Entwicklungs- und Umweltorganisationen, darunter das kirchliche Hilfswerk Misereor, warnen vor Vergiftungen durch Bayer-Pestizide. Ihr Vorwurf: Die deutsche Bayer AG verkaufe Pestizide nach Brasilien, deren Haupt-Wirkstoffe in der EU nicht genehmigt seien und die zum Teil als hochgefährlich eingestuft würden.

Einen Tag vor der Bayer-Hauptversammlung werfen der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND), das „Inkota“-netzwerk und Misereor dem Unternehmen vor, die Gefährdung der Umwelt und der Gesundheit der Menschen vor Ort damit wissentlich in Kauf zu nehmen.

Die Initiative Lieferkettengesetz fordert die Bundesregierung dazu auf, Bayer und andere Unternehmen per Gesetz zur Einhaltung von menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfalt zu verpflichten.

Brasilien hat schwächere Auflagen als die EU

„Ohne ein Lieferkettengesetz werden es Unternehmen wie Bayer auch weiterhin ausnutzen, dass in Ländern wie Brasilien schwächere Auflagen als in der EU gelten. Die Bundesregierung muss dem einen Riegel vorschieben und den Gesetzgebungsprozess für ein Lieferkettengesetz vorantreiben. Denn gerade in Krisenzeiten dürfen Menschenrechte und Umweltschutz nicht auf der Strecke bleiben", sagt Johanna Kusch, Sprecherin der Initiative Lieferkettengesetz.

Eine aktuelle Studie von „Inkota“, Misereor und der Rosa-Luxemburg-Stiftung berichtet von mehr als 7.000 gemeldeten Pestizidvergiftungen in Brasilien allein im Jahr 2017. Ganze Dorfgemeinschaften leiden unter Sprüheinsätzen.

„Erwachsene und Kinder leiden an akuten Vergiftungen“

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor, erklärt: „Partner aus Brasilien berichten, dass das Bayer-Produkt Nativo über der indigenen Gemeinde Tey Jusu versprüht wurde und Erwachsene und Kinder an akuten Vergiftungen litten. Bayer setzt den Verkauf dieses und anderer Pestizide fort, darunter auch solche, die hier in Deutschland explizit verboten sind. Mit solchen Doppelstandards missachtet Bayer seine unternehmerischen Verpflichtungen zur Einhaltung der Menschenrechte.“

Die von Bayer exportierten Pestizide belasten auch die Umwelt und das Trinkwasser in Brasilien – darauf verweist die brasilianische Organisation Amigos da Terra Brazil gemeinsam mit dem BUND.

Bayer hatte Anpassung seiner Sicherheitsstandards bei Pestiziden versprochen

Antje von Broock, Geschäftsführerin Politik und Kommunikation des BUND, wies darauf hin, dass Pestizide gravierende Auswirkungen auf die Umwelt hätten. „Sie bedrohen die Artenvielfalt und gefährden die Gesundheit der Menschen. In Brasilien sind die Auswirkungen von Bayer auf die Umwelt besonders schwerwiegend. Anstatt den Export zu steigern, muss Bayer verpflichtet werden, die Pestizidproduktion insgesamt zu senken.“

„Inkota“-Geschäftsführer Arndt von Massenbach kritisierte, dass Bayer gemäß aktueller Marktanalysen mehr als ein Drittel seines Umsatzes mit Pestiziden mache, die das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) als „hochgefährlich“ einstufe: „Im Sommer 2019 hatte Bayer angekündigt, die eigenen Sicherheitsstandards bei Pestiziden weltweit anzupassen. Unsere Studie zeigt jetzt: Die Betroffenen in Brasilien merken davon bislang nichts.“

Bündnis will Unternehmen zum Schutz von Menschenrechten verpflichten

Misereor, BUND und „Inkota“ gehören zu den 18 Trägerorganisationen der Initiative Lieferkettengesetz. Diese eint 95 zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften und kirchliche Akteure. Im September 2019 haben sie sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen und treten gemeinsam dafür ein, deutsche Unternehmen zum Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren globalen Geschäften zu verpflichten.

(misereor – sk)
 

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27. April 2020, 10:40