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Österreich: Neue Frauenvorsitzende will Bischof für Geschlechtergerechtigkeit

Die neue Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs hat eine eigene Stelle für Geschlechtergerechtigkeit in der Bischofskonferenz angeregt. Außerdem will Angelika Ritter-Grepl jüngere Frauen stärker beachtet sehen.

In der Österreichischen Bischofskonferenz eine strukturelle Berücksichtigung von Frauenthemen in Form eines zuständigen Bischofs zu erreichen, ist eines der Anliegen, mit dem die neue ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, jüngst ihr Amt angetreten hat. Als weiteres Vorhaben in nächster Zeit nannte die 61-jährige Tirolerin am Mittwoch im Gespräch mit Kathpress den durch die Corona-Krise verursachten Spendeneinbruch bei der „Aktion Familienfasttag", den es im Blick auf notleidende Frauen im globalen Süden bestmöglich abzufangen gelte. Und: Die kfbö als größte Frauenorganisation Österreichs wolle mehr Augenmerk auf junge Frauen legen.

Ritter-Grepl bildet gemeinsam mit ihren Stellvertreterinnen Petra Unterberger und Anna Raab sowie der ebenfalls jüngst bestellten Generalsekretärin Elisabeth Anker die neue Führungsspitze der Katholischen Frauenbewegung. Dass drei dieser vier Frauen aus Tirol kommen, sei kein Zufall: Innsbruck gilt als „Frauen-Vorzeigediözese"; bereits seit der Amtszeit von Bischof Alois Kothgasser existiert dort ein eigenes Frauenreferat, das Angelika Ritter-Grepl bisher leitete und auch von den Nachfolgern Manfred Scheuer (jetzt Linz) und Hermann Glettler unterstützt werde. Es gibt einen Gleichstellungsplan und ein „Genderteam", das der Generalvikar im bischöflichen Konsistorium vertritt.

Bisher „intern bezahlte Kritikerin"

Ihre bisherige Tätigkeit im Frauenreferat bezeichnete die jetzt pensionierte Ritter-Grepl als einzige Stelle einer „internen bezahlten Kritikerin" in der katholischen Kirche Österreichs. Sie war u.a. im Vorjahr maßgeblich an der Initiative „bleiben.erheben.wandeln" beteiligt, bei der sich an den 50 Tagen von Ostern bis Pfingsten 50 Frauen für die Gleichstellung in der Kirche stark machten.

Die Absolventin des Studiums „Kritische Geschlechter- und Sozialforschung" an der Uni Innsbruck will in ihre neue Aufgabe die Erkenntnis einbringen: Es gibt eine enge Verschränkung von Individuum und Rahmen gebenden Strukturen, von personaler und organisatorischer Ebene. Mit dem in der Bischofskonferenz für die Katholische Aktion und deren Mitgliederorganisationen wie die kfbö zuständigen Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl gibt es laut Ritter-Grepl vielversprechende Vorgespräche zum Ziel, Frauenanliegen stärker zu berücksichtigen. „Man muss sich in Strukturen bewegen, wenn man Strukturen verändern will", erklärte sie.

Viele Frauen mehrfach belastet

Laut einer aktuellen Langzeitstudie des Theologen und Religionssoziologen Paul Zulehner hat die Kirche - wie er zuletzt in der kfb-Zeitschrift „Welt der Frauen" darlegte - die jungen Frauen verloren. Darauf angesprochen meinte Ritter-Grepl, die Frauenbewegung werde verstärkt ihr Augenmerk darauf legen, etwa jungen Müttern zielgerichtete Angebote zu machen. Gerade in der akuten Corona-Krise zeige sich, dass viele Frauen unter Mehrfachbelastung leiden und dennoch die Gesellschaft am Laufen halten: an Supermarktkassen, in der Pflege Angehöriger, beim Homeschooling mit den Kindern. Hier brauche es Vernetzung und Entlastung.

Zum „heißen Eisen" Frauenpriestertum äußerte sich Ritter-Grepl zurückhaltend. Dieses „sehr komplexe Thema" erschiene ihr wie „der große Elefant im Raum", der sich nur unter großem Kraftaufwand bewegen lasse. Für eine notwendige Kirchenreform wäre es verfehlt, hierin alle Energie zu stecken. Mindestens so wichtig sei die Frage, wie das Priestertum überhaupt gestaltet und in der jetzigen Form für Frauen attraktiv sei oder wie mit der kirchenrechtlich verankerten Distanz zwischen Klerus und Laienchristen zu verfahren sei. „Und formale Gleichberechtigung heißt noch lange nicht Gleichstellung", wies die kfbö-Vorsitzende auf „gläserne Decken" etwa in der Wirtschaft hin. Das Thema Frauen und kirchliches Amt erfordere es jedenfalls, sich „gemeinsam auf den Weg zu machen, um das zu bearbeiten".

(kap)

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22. April 2020, 15:23