Kardinal Schönborn: „Wir haben viel aus der Corona-Zeit gelernt“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Corona-Zeit habe die Menschen in Österreich vor großen Aufgaben gestellt. Die Bischöfe hätten drei Lehren aus der Pandemiezeit gezogen, so Kardinal Christoph Schönborn bei der Abschluss-PK der Bischofskonferenz an diesem Freitag. Da sei einerseits die Bedeutung der staatlichen Institutionen zu nennen, auf die alle Bürger hätten zählen können.
„Diese Institutionen wurden geschaffen aus schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit. Sie haben dazu beigetragen, dass wir 75 Jahre sozialen Frieden haben. Darum scheint es mir wichtig, an die Haltungen zu erinnern, die zur Schaffung dieser Institutionen geführt haben.“
Gemeinsam politischen Konsens suchen
Es gehe darum, den politischen Konsens gemeinsam zu suchen. Das sei das Erbe der Aufbaugeneration der Zweiten Republik, genauso wie das grundlegende Element der Zukunft Österreichs.
„Ein zweites Element ist die sogenannte Abrüstung der Worte und zwar in der politischen Debatte. Dazu gehört für mich wesentlich, dass Andere in der Öffentlichkeit nicht diskriminiert und beschimpft werden dürfen. Das darf nicht der öffentliche Stil sein. Dazu gehört auch der religiöse Frieden in unserem Land.“
Und gerade bei der Flüchtlingsdebatte, die derzeit ein wichtiges Thema der Bischofskonferenz sei, gehöre der gute Umgang mit Menschen aus anderen Ländern und Religionsgemeinschaften zu den Kernelementen des Zusammenlebens. Das sei die dritte Lehre aus der Coronakrise: solidarisch sein und helfen.
Schutz für Hilfesuchende als Grundelement des Staates
„Das heißt die Vermeidung von Grenzziehungen und Nationalismen und andererseits auch die Internationalität Österreichs als Brückenbauerin zu bewahren. Dazu gehört der Schutz für Hilfesuchende. Das muss das Grundelement dieses Staates bleiben.“
Auch in der politischen Auseinandersetzung sei ein Mindestmaß an Respekt und Wertschätzung gegenüber Religionen und gläubigen Menschen immer einzuhalten, so Schönborn.
Der Hintergrund: FPÖ-Chef Norbert Hofer hatte am 16. Juni bei einer Wahlkampfveranstaltung am Wiener Viktor-Adler-Markt gesagt, der Koran sei „gefährlicher als Corona“. Dies hatte Proteste von muslimischer Seite als auch klare Kritik vonseiten evangelischer Kirchenvertreter zur Folge. Dass in der politischen Debatte manchmal „übers Ziel hinausgeschossen“ werde, könne passieren und sei menschlich, dürfe aber nicht unwidersprochen bleiben, so Kardinal Schönborn. Die in Österreich gute Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften - „um die uns manche beneiden“ - müsse erhalten bleiben, so wie auch das gute Verhältnis der Religionen untereinander.
(vatican news/kap)
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