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Mohrenstrasse ist auch eine U-Bahnstation in Berlin Mohrenstrasse ist auch eine U-Bahnstation in Berlin 

D: Was verbirgt sich hinter der Benennung der „Mohrenstraße“?

Viele Städte in Deutschland debattieren darüber, Straßennamen mit problematischer Geschichte zu ändern. Seit 2004 gibt es die Debatte, die Mohrenstraße im historischen Stadtzentrum Berlins umzubenennen, weil Menschen mit dunkler Hautfarbe den Begriff Mohr als diskriminierend empfinden könnten. Die Kölner Mohrenstraße ehre aber einen Märtyrer, der das Christentum an den Rhein gebracht habe, erklärt Domkapitular Dominik Meiering, unseren Kollegen des Domradios.

DOMRADIO.DE: Was halten Sie von der Idee, die Mohrenstraße umzubenennen?

Domkapitular Dominik Meiering (Leitender Pfarrer der Kölner Innenstadtgemeinden): Erst einmal ist es gar nicht schlecht, dass wir eine Diskussion darüber führen, wie wir umgehen mit all diesen alten Dingen, die uns überkommen sind. Ich glaube aber, man muss sich immer vor Augen führen: Woher kommen denn diese Namensgebungen? Die haben ja eine Geschichte, und man sollte bei der Frage danach, ob etwas diskriminierend oder rassistisch ist, die Geschichte immer mitdenken und nicht geschichtsvergessend sein.

DOMRADIO.DE: Im Fall der Kölner Mohrenstraße hat die Geschichte mit der Kirche St. Gereon zu tun?

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Meiering: Genau. In St. Gereon gibt es zwei Gräber, nicht nur das des heiligen Gereon, sondern auch das des Gregor Maurus. Das ist eine ganz interessante Geschichte. Wir wissen ja, dass Köln eine Kolonie war, eine römische "Colonia". Eine Kolonie, die hier das Imperium vor den Barbaren auf der rechten Rheinseite beschützen sollte. Und das taten natürlich römische Söldner, die in der Regel Christen waren. Die Legende sagt, dass die aus der Thebäischen Legion, also aus Nordafrika, kamen und hier an den Rhein gebracht wurden, um dann hier eben das Imperium zu verteidigen bzw. auch römische Kultur nach Köln zu bringen. Und mit dieser Kultur verbunden war natürlich auch das Christentum.

Die Legende, die mit St. Gereon eng verbunden ist und bis ins vierte Jahrhundert zurückreicht, erzählt uns also, dass da eben auch ein Maure, jemand aus Mauretanien, ein Schwarzer, dabei gewesen ist, der zusammen mit Gereon und seinen Gefährten hier seinen Dienst getan hat und dann als Zeuge für Jesus Christus den Märtyrertod gestorben ist. Die wurden damals dezimiert, also jeder Zehnte wurde enthauptet. Deshalb hat also diese Straße ihren Namen zur Verehrung des heiligen Gregor Maurus bekommen.

DOMRADIO.DE: Können Sie denn verstehen, dass zum Beispiel der Kölner Oberbürgermeisterkandidat Andreas Kossiski von der SPD sagt, es gebe trotz dieser Hintergründe einfach keinen großen Unterschied zwischen dem Wort "Mohr" und dem "N-Wort", welches vom Stadtrat als grundlegend rassistisch geächtet wurde?

Meiering: Es gibt ja an vielen Stellen diese Initiativen, die Ettlinger Mohrenstraße, die soll, glaube ich, in Möhrenstraße umbenannt werden. Das finde ich dann einigermaßen lustig. In Berlin wird auch diskutiert, wo der Straßenname her kommt. Ob der von den schwarzen Bewohnern der Straße kommt, von ehemals angesiedelten Sklaven oder ob es sich vielleicht wirklich um eine Wertschätzung für die eigene Geschichte handelt, die natürlich mit Afrika auch eng verbunden war. Darüber streitet man sich jetzt.

Ich finde, an St. Gereon ist ganz klar, worum es geht. Es geht um diesen Gregor Maurus. Die Anwohner verstehen das nicht so richtig mit der Umbenennung der Mohrenstraße. Ich kann verstehen, dass Menschen sich dadurch verletzt oder irritiert fühlen. Von daher, glaube ich, ist es gut, das in Ruhe zu diskutieren und zu erörtern. Aber auf keinen Fall sollte passieren, dass dieses Gedächtnis an Gregor Maurus verloren geht. Das wäre sozusagen katastrophal. Das gehört so zu unserer Kölner Geschichte. Diese schwarzen Menschen sind es gewesen, die das Christentum nach Köln gebracht haben. Wir wissen nicht ganz genau, wie das funktioniert hat. Aber sie sind die ersten Märtyrer, die den Christen hier in Köln ein Gesicht gegeben haben. Und ich finde, es ist sehr wichtig, dass wir das im Blick behalten, wo unsere eigene Geschichte herkommt. Letztlich sind wir von den Afrikanern hier missioniert worden.

Das Gespräch führte Verena Tröster.

(domradio)

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14. Juli 2020, 10:15