D: Bischof Wilmer sieht Vatikan-Papier als Gesprächseinladung
Nach der Instruktion vom 20. Juli hätten sich etliche deutsche Bischöfe sehr kritisch zu dem Papier geäußert, andere hätten es gelobt. Das Schreiben setze klare Grenzen für Reformen. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien beispielsweise Teams aus Priestern und kirchlich engagierten Laien anzuvertrauen, widerspreche die Instruktion. Laien könnten demnach zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürften nur Priester.
Er könne manche Enttäuschung nachvollziehen, kommentierte Bischof Wilmer – „zumal die deutschen Bischöfe von der Instruktion nichts wussten. Aber es handelt sich meiner Meinung nach um ein Bündel aus Missverständnissen, und das liegt auch an der schlechten deutschen Übersetzung der Instruktion.“
Differenzierte Betrachtung
Der Bischof sprach sich für eine differenzierte Betrachtung aus: „Es scheint, dass ein Teil des Textes vor zehn Jahren geschrieben wurde, zur Zeit des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. Ein anderer Teil, der erste, trägt klar die Handschrift von Papst Franziskus." In ihm gehe es darum, dass das Volk Gottes der Hauptakteur der Evangelisierung sei.
Auf die Frage, ob beim jüngsten Treffen der Bischöfe „die Fetzen geflogen“ seien, antwortete Wilmer, dass die Gespräche vertraulich gewesen seien. Aber „grundsätzlich wünsche ich mir eine Streitkultur, in der es auch heftig zugehen kann. Die unterschiedlichen Gruppen können ihre Meinung sagen und bleiben doch zusammen.“ Am Ende habe ja der eindeutige Tenor gestanden, dass es gut sei, das Gesprächsangebot der vatikanischen Kleruskongregation anzunehmen. Auf die Frage, ob es dem Vatikan wohl passe, dass die Bischofskonferenz neben ihren beiden Vorsitzenden auch zwei Laien zu den Gesprächen nach Rom schicken wolle, sagte Wilmer: „Ich gehe davon aus, dass sich auch die römische Behörde freut, wenn Getaufte Verantwortung übernehmen.“
Gute Gesprächskultur erwünscht
Von dem Treffen im Vatikan erhoffe er sich eine gute Gesprächskultur, ergänzte der Bischof: „Und ich erhoffe mir, dass wir die Umstände, in denen die Menschen jeweils leben, ernst nehmen.“ Dass viele Bischöfe Strukturreformen weiter verfolgen wollten, bei denen engagierte Laien eine große Rolle spielen, sehe er nicht als Widerstand gegen Rom. Auch dass er im Bistum Hildesheim bei der Leitung der Pfarrgemeinden auf Teams setzen wolle, in denen nicht mehr nur der Pfarrer alles entscheide, liege „völlig auf Linie der Instruktion. Wir sind nun einmal Kirche im Wandel.“
Selbstkritisch verwies Wilmer zudem auf eine „deutsche Schwäche“, die darin bestehe, „dass wir auf alles, das von außen kommt und uns belehren könnte, hochsensibel reagieren. Weil wir uns als Lehrmeister verstehen. Wir werden dann leider auch so wahrgenommen in der Welt - als Oberlehrer.“
(kna – mg)
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