D: Missio Aachen führt internationalen Tag gegen Hexenwahn ein
„Zu lange wurde übersehen und dazu geschwiegen, dass ein menschenfeindlicher Aberglaube benutzt wird, um wehrlose Frauen, Kinder und Männer zu Sündenböcken für gesellschaftliche Probleme zu machen“, erklärt der Missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener. In mindestens 36 Ländern der Welt werden Menschen als vermeintliche Hexen beschuldigt, verfolgt und in vielen Fällen getötet.
Missio-Präsident Dirk Bingener betont im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das solche Fälle in mindestens 36 Ländern der Erde passiere: „Und es betrifft Zehntausende vollkommen unschuldige Opfer. Und gerade, weil das so unvorstellbar ist und zugleich so schrecklich, braucht es viel mehr internationale Aufmerksamkeit.“
Die Zunahme von Menschenrechtsverletzungen im Zeichen eines Hexenwahns sähen auch die Vereinten Nationen mit Sorge, so Bingener weiter: „Wir gehen davon aus, dass in den letzten 60 Jahren weltweit mehr Menschen als vermeintliche Hexen getötet wurden als in 350 Jahren europäischer Hexenverfolgung im Mittelalter.“
Suche nach einem Sündenbock
Dabei gehe es in erster Linie um Gewalt und Machtmissbrauch: „Außerdem geht es oft um eine Art Sündenbock: Für Unglücke, einen Todesfall, für eine Pandemie oder eine Naturkatastrophe zum Beispiel, die man sich nicht erklären kann, wird jemand verantwortlich gemacht.“
missio veröffentlicht zum Tag gegen Hexenwahn eine Menschenrechtsstudie sowie eine Weltkarte mit den 36 Ländern, aus denen Informationen vorliegen aus den letzten Jahren über Gewalt im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Hexerei. Schwerpunkte liegen in Afrika und Südostasien, aber auch vier lateinamerikanische Staaten sind genannt.
Demnach tritt der Hexenwahn unabhängig von der Religion sowohl in christlich und muslimisch als auch in buddhistisch und hinduistisch geprägten Regionen auf. Die Übersicht – „ohne Anspruch auf Vollständigkeit“ - basiert auf UN-Daten sowie auf Informationen des Witchcraft & Human Rights Information Network (WHRIN) und von missio-Projektpartnern.
Hilfe für Opfer der Hexenjagd
Mit dem neuen Tag gegen Hexenwahn will missio ihr und anderen Opfern eine Stimme geben. „Wir wollen aufklären und zeigen: Hexenwahn ist kein Problem von gestern und vorgestern“, betont Pfarrer Bingener und sieht auch die Politik in der Pflicht: „Das Thema muss in der Menschenrechtsarbeit stärker beachtet werden, ebenso in der Entwicklungszusammenarbeit. Und jeder und jede von uns sollte darum wissen, sollte die Geschichten der Opfer wahrnehmen.“
(pm/kna – mg)
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