Einzigartig: „Campus der Religionen“ in Wien geplant
Ziel sei ein Ort, wo das konkrete Miteinander und der Austausch der acht beteiligten Religionsgemeinschaften „auf Augenhöhe“ möglich wird, betonten Bürgermeister Michael Ludwig und Kardinal Christoph Schönborn unisono bei einem Pressetermin der Stadtspitze mit Religionsvertretern im Wiener Rathaus.
Der „Campus der Religionen“ sei ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung, „unabhängig von der Anzahl der Gläubigen oder der Größe der Kirche“, betonte Kardinal Schönborn. Die acht geplanten Sakralbauten in einem einzigen Campus nannte der Wiener Erzbischof eine „Einladung zur religiösen Erfahrung“. Sie zeigten, dass es möglich sei, ein „gemeinsames Dach der Religionen“ zu finden, ohne die Eigenheiten der jeweiligen Religionsgemeinschaften zu nivellieren, meinte der Wiener Erzbischof.
Kontemplative Dachgärten
Im Zuge eines internationalen Architekturwettbewerbs wurden 44 Projekte eingereicht; durchgesetzt hat sich das Wiener Architekturbüro Burtscher-Durig ZT GmbH, dessen Entwurf acht Religionsgebäude mit „kontemplativen Dachgärten“ und einen gemeinsamen Vorplatz vorsieht.
Neben Bürgermeister Ludwig und Kardinal Schönborn nahmen Vertreter der evangelischen Kirche, der griechisch-orthodoxen Kirche, der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), der Buddhistischen Religionsgesellschaft, der Neuapostolischen Kirche, der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sowie der Sikh Kultusgemeinde Wien an der Vorstellung der Pläne teil.
„Hohe Symbolkraft über Wien hinaus“
Das interreligiöse Projekt, an dem sich auch die Kirchlichen Pädagogische Hochschule Wien/Krems als Projektpartnerin beteiligt, habe „hohe Symbolkraft für ganz Wien und wird weit über Wien hinaus wirken“, zeigte sich Bürgermeister Ludwig überzeugt. Der „Campus der Religionen“ sei das weltweit erste Projekt dieser Art. Der Bürgermeister wünscht sich, dass der „Campus der Religionen“ zeigen wird, „was die Zusammenarbeit der Religionen an positiven Strömungen für die Gesellschaft auslösen kann“. Ludwig dankte den beteiligten Kirchen und Religionsgemeinschaften auch dafür, im Laufe des Projekts „gegenseitige Vorurteile überwunden zu haben“.
Als Friedensprojekt in Wien bezeichnete Architekt und Baudirektor der Erzdiözese Wien Harald Gnilsen den „Campus der Religionen“. Bezeichnend dafür sei auch der Entstehungsprozess, in den sich alle beteiligten Religionsgemeinschaften eingebracht hätten. Ähnlich auch Rabbiner Michael Totolov von der Israelitischen Kulturgemeinde: „Dieses Projekt zeichnet sich dadurch aus, dass sich alle Religionsgemeinschaften als eine Einheit in einem Campus zusammenfinden.“
Für die griechisch-orthodoxe Kirche in Wien sei der Campus die Möglichkeit, einen neuen Seelsorgeraum zu eröffnen, meinte der orthodoxe Priester Athanasius Buk. „Wir wollen kein Ausstellungsstück, sondern eine Kirche, die für eine lebendige Gemeinde funktionieren soll“, erläuterte er.
Interreligiöse Bildungsstätte
Der europäisch einzigartige „Campus der Religionen“ in der Seestadt Aspern ist als interreligiöse Bildungsstätte angelegt, es wird jedoch kein gemeinsames Bauwerk geben. Man verständigte sich darauf, dass jede der Religionen ihr Objekt selbst gestalten kann. Die jeweiligen Campusteile sollen der seelsorgerischen Arbeit in der Seestadt oder auch als Anlaufstelle für Mitglieder der jeweiligen Religionsgemeinschaft bzw. interessierte Gäste dienen.
Insgesamt stellt die Stadt Wien eine Fläche von knapp 10.000 Quadratmetern zur Verfügung. Neben Sakralräumen soll auch ein rund 2.800 Quadratmeter großer gemeinsamer öffentlicher Bereich entstehen. Die acht Sakralbauten werden ergänzt von einer Bildungseinrichtung der interreligiös ausgerichteten Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH), errichtet von der St. Augustinus-Stiftung der Erzdiözese Wien.
(kap – sk)
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