Bischof Bätzing: Uns droht keine Kirchenspaltung
Bei einem Pressestatement zum Auftakt der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda äußerte sich Bätzing abwiegelnd. Er widersprach Befürchtungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, dass die Kirche in Deutschland einen nationalen Sonderweg einschlagen könnte.
Spaltungen? - Bitte unterscheiden!
„Ich muss doch unterscheiden zwischen sachlich differierenden Meinungen und Ansichten, wohin die Kirche sich entwickeln soll und was jetzt nötig ist, um der Evangelisierung aufzuhelfen, und der Offenheit untereinander. Der Beitrag von Kardinal Woelki wurde sozusagen zu meinem Beitrag konträr gestellt – die sind ja unabhängig voneinander entstanden, und es ist der Öffentlichkeit doch auch bekannt, dass wir da nicht dieselbe Meinung vertreten.“
Dennoch sei die Stimmung unter den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz gut, so Bätzing, der Bischof von Limburg ist.
„Wir machen auch voreinander kenntlich, was uns wichtig ist und wie wir etwas nach vorne bringen wollen. Das gehört zu einer brüderlichen Diskussion dazu, und dafür bin ich dankbar! Ich habe ja nicht gesagt: Die Stimmung ist gut und himmelbett-leicht. Die Situation ist schwer. Das miteinander auszuringen und auszutarieren und doch beisammenzubleiben – das ist ganz schön schwer, aber das ist die Verantwortung aller.“
Entschädigungen für Missbrauchsbetroffene
Mit Blick auf Entschädigungen für Betroffene von Missbrauch kündigte Bischof Bätzing an, dass die Bischöfe noch in dieser ein System für die Anerkennung des von Missbrauchsopfern erlittenen Leides beschließen wollen. Er sehe die „große Verpflichtung", noch auf der bis Donnerstag dauernden Herbstvollversammlung entsprechende Beschlüsse zu fassen, sagte der Konferenzvorsitzende in Fulda. Dabei gehe es um zu zahlende Summen, aber auch um die Installation eines Betroffenenbeirats.
Einem Grundsatzbeschluss vom Frühjahr zufolge will sich die Kirche an der zivilrechtlichen Schmerzensgeldtabelle orientieren. Diese sieht für sexuellen Missbrauch derzeit Summen zwischen 5.000 und 50.000 Euro pro Fall vor. Zuvor waren Leistungen von bis zu 400.000 Euro im Gespräch.
Keine „Ökumene-Ohrfeige" aus dem Vatikan
In der jüngsten Mahnung aus dem Vatikan sieht der engagierte Ökumeniker Bätzing derweil „keine schallende Ohrfeige". In Fulda sagte Bätzing, die Kritik der Römischen Glaubenskongregation an einem evangelisch-katholischen Vorschlag für eine wechselseitige Einladung zur Kommunion sei detailliert und gewichtig. Er habe aber von Anfang an erwartet, dass es in beiden Kirchen zu einer kritischen Diskussion über die Vorschläge des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) kommen würde. Dies schließe auf katholischer Seite selbstverständlich die weltkirchliche Ebene mit ein.
Bätzing erklärte, es sei zunächst Sache des ÖAK, auf die römische Kritik zu reagieren. Aber auch die katholischen Bischöfe würden sich bei ihrer derzeitigen Herbstvollversammlung in Fulda damit befassen. Sie würden auch mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland „über Teile dieses Vorgangs sprechen". Nuntius Eterovic nimmt Dienstagnachmittag an den Beratungen teil.
Inhaltlich sei die Kritik aus Rom „wesentlich", betonte Bätzing und fügte hinzu, dem müsse man sich stellen. In manchen Punkten treffe die Kritik aber die Intention des ÖAK-Papiers nicht. Er sehe keinen Grund, seine Ankündigung zu revidieren, dass es beim ÖKT in Frankfurt in dieser Frage „Öffnungen" geben werde.
Recht der Flüchtlinge auf Asyl in EU sichern
Die katholischen Bischöfe in Deutschland fordern des Weiteren von der Bundesregierung und der EU die Bereitschaft, weiter Flüchtlinge aufzunehmen und ihr Recht auf Asyl zu sichern. Maßnahmen, die nur auf die Abwehr von Flüchtlingen gerichtet seien, seien unchristlich, sagte Bätzing weiter.
Deutschland könne die Flüchtlingsfrage nicht im Alleingang angehen, sagte Bätzing. Notwendig sei ein geordnetes europäisches System, das die Rechte der Flüchtlinge berücksichtige. Bätzing dankte der Bundesregierung für ihr Angebot, 1.500 Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen.
Unterstützung für Demonstranten in Belarus
Zudem haben die katholischen Bischöfe in Deutschland ihre Sympathie für die Demokratiebewegung in Belarus bekundet. Bätzing forderte zugleich die Regierung in Minsk auf, den katholischen Erzbischof von Minsk, Tadeusz Kondrusiewicz, wieder nach Belarus einreisen zu lassen. Kondrusiewicz wird nach einem Besuch in Polen seit Ende August die Wiedereinreise in seine Heimat verweigert.
Die katholische Kirche sei solidarisch mit den Menschen, die in Weissrussland für faire Wahlen und Demokratie demonstrierten, fügte der Limburger Bischof hinzu. Die Menschen müssten ihre Regierung selbst bestimmen können. Gewalt gegen die Demonstranten sei der falsche Weg.
(vatican news/kna – sk/pr)
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