Österreich: Sonntag der Völker und Welttag der Migranten
Österreichweit wird der „Sonntag der Völker" von der Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge getragen, die im Verbund mit mehreren diözesanen Einrichtungen auch die Seelsorge in den vielen anderssprachigen katholischen Gemeinden organisiert. Seit mehr als 40 Jahren bildet die Nationaldirektion ein Dach für fremdsprachigen Gemeinden, die nicht nur auf Englisch, Französisch, Polnisch, Ungarisch, Spanisch und Italienisch, sondern beispielsweise auch auf Farsi, Arabisch, Albanisch oder Mandarin und sogar auf Swahili und Vietnamesisch ihren Glauben bekennen. Eine halbe Million Katholiken in Österreich haben laut Angaben der Nationaldirektion Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben.
„Welttag der Flüchtlinge"
In seiner diesjährigen Botschaft zu diesem kirchlichen Welttag der Flüchtlinge erinnert Papst Franziskus an die prekäre Lage der Binnenvertriebenen weltweit. Es handele sich um ein „unsichtbares Drama", das sich durch die Corona-Pandemie nochmals verschärft habe, schreibt der Papst. Viele internationale Rettungsinitiativen seien angesichts der Viruskrise „auf den letzten Platz der nationalen politischen Tagesordnungen" gerückt, mahnt Franziskus. Laut aktuellen Schätzungen sind mindestens 50 Millionen Menschen innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht vor Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen oder Naturkatastrophen.
Vielsprachige Gottesdienste - unter Corona-Beschränkungen
In den meisten Domkirchen Österreichs gibt es anlässlich des „Sonntags der Völker“ besonders gestaltete Gottesdienste, bei denen die Gläubigen der anderssprachigen katholischen Gemeinden im Zentrum stehen. Heuer müssen dabei freilich die geltenden Corona-Beschränkungen eingehalten werden, weshalb das Anliegen dieses speziellen Sonntags heuer verstärkt auch in allen Pfarren zur Sprache kommen soll. Das hat Alexander Kraljic, Nationaldirektor für die katholische fremdsprachige Seelsorge, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress (Donnerstag) erklärt. Die notwendigen Einschränkungen bei den großen diözesanen Feiern gehen für Kraljic mit der Chance einher, fremdsprachige Seelsorge und das Thema Migration in Pfarrmessen besonders zu thematisieren.
In Wien wird Weihbischof Franz Scharl am Sonntag im Stephansdom zusammen mit Seelsorgern der fremdsprachigen Gemeinden um 10.15 Uhr den traditionellen Festgottesdienst feiern. Weihbischof Scharl und Johannes Gönner, Rektor der anderssprachigen Gemeinden der Erzdiözese Wien, haben Videobotschaften aufgenommen, die in den Gemeinden während der Gottesdienste zu sehen sein werden.
Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl feiert am Sonntag unter Mitwirkung verschiedener fremdsprachiger Gemeinden um 10 Uhr einen vielsprachigen Gottesdienst im Grazer Dom. Die Messe wird live im Internet gestreamt und bildet gleichzeitig den Auftakt zu einer virtuellen Wallfahrt am „Sonntag der Völker" zu der Missio-Steiermark und das Welthaus der Diözese Graz-Seckau einladen. Über den Youtube-Kanal des Welthauses werden nach der Messe Stationen u.a. mit Beiträgen aus den Grazer Partnerdiözesen Masan (Korea) und Bom Jesus da Lapa (Brasilien) eingespielt.
In Innsbruck feiert Bischof Hermann Glettler ebenfalls 10 Uhr im Dom St. Jakob mit Vertretern aus anderssprachigen Gemeinden. Zeitgleich leitet der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz im Dom in St. Pölten einen Festgottesdienst mit der kroatischen Gemeinde sowie afrikanischen, brasilianischen und philippinischen Gläubigen. Ebenfalls um 10 Uhr gibt es im Linzer Mariendom einen vielsprachigen Gottesdienst mit Dompfarrer Maximilian Strasser. Das traditionelle Begegnungsfest zum "Sonntag der Völker" am Linzer Domplatz muss heuer jedoch entfallen. Die Erzdiözese Salzburg feiert den „Sonntag der Völker" mit einem Festgottesdienst um 11 Uhr in der Kirche Salzburg-St. Andrä.
Vom „Gastarbeitersonntag" zur „Begegnung der Völker"
Der „Sonntag der Völker" hieß früher „Gastarbeitersonntag" bzw. „Ausländersonntag". Die katholische Kirche legt großen Wert auf die „Begegnung der Völker" auch innerhalb der christlichen Gemeinden: 2004 veröffentlichte der Vatikan das Dokument „Die Liebe Christi zu den Migranten", in dem es heißt: „Die Fremden sind ein sichtbares Zeichen und ein wirksamer Aufruf jenes Universalismus, der ein grundlegendes Element der katholischen Kirche ist." Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele Migranten besonders aus den ersten Generationen jedoch auch in den anderssprachigen Gemeinden.
(kap – sst)
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