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Buchtipp: Was hilft Psychotherapie?

Muss man unbedingt mit auf der Couch sitzen, wenn sich zwei Psychoanalytiker unterhalten? Doch, muss man in diesem Fall. Nicht nur, weil einer der beiden Manfred Lütz heißt. Sondern weil uns Lütz hier einen charmanten, außergewöhnlichen Menschen entdecken lässt, von dem wir sonst nicht unbedingt erfahren hätten.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Lütz, der auch Theologe, Vatikanberater und Bestseller-Autor („Gott – eine kleine Geschichte des Größten“) ist, stellt uns in diesem Buch Otto Kernberg vor, einen aus Wien stammenden US-Psychiater. Und dieser 92-jährige jüdische Menschenkenner und Menschenfreund, einer der Größten seines Fachs, nimmt uns durch seine nachdenkliche, ehrliche Art gleich für sich ein.

Es ist bewegend, ihn über seine Begegnungen mit den Abgründen des menschlichen Wesens sprechen zu hören. Selbst wenn er von den Therapiesitzungen schwer gestörter Personen berichtet, verliert er doch nie den Respekt vor den Menschen, mit denen er es da zu tun hat. Auch sehr Persönliches spart Kernberg, auf Lützens geschicktes Nachfragen hin, nicht aus; so steht auch der Holocaust in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit neu vor uns auf.

Zum Nachhören

Bewegende Begegnung mit einem Gentleman

Vor allem aber gelingt es Lütz, uns nicht nur einen dialogischen Einblick in die Psychoanalyse zu geben, sondern immer wieder den Bogen zum Bereich des Glaubens zu schlagen. Da blitzen Parallelen zwischen Beichte und Psychoanalyse auf, da erhält der Begriff der Seele eine überraschende Kontur, da lässt sich Kernberg trotz anfänglichen Zögerns auch darauf ein, über ewiges Leben und Gott zu sinnieren.

Das sind eindringliche, wertvolle Seiten. Ein spannendes Gespräch – ein großes Buch.

Manfred Lütz: Was hilft Psychotherapie, Herr Kernberg? Herder Verlag, Freiburg.

(vatican news)
 

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14. November 2020, 11:29