Österreichs Bischöfe: Zusammenstehen gegen Terror und Corona
Der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, erläuterte diese Positionierungen am Freitag in einer Pressekonferenz in Wien.
„Gemeinsam gegen den Terror“ lautet der programmatische Titel einer Erklärung zu einem Gewaltakt, der die Gesellschaft als Ganzes und das Zusammenleben spalten und zerstören soll, so die Bischöfe. „Umso wichtiger waren und sind die Zeichen aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte einschließlich der Kirchen und Religionsgemeinschaften, die in den schweren Stunden der Trauer entschieden für Frieden und Zusammenhalt aufgetreten sind und auch weiterhin dafür einstehen.“
Redlicher Diskurs mit dem Islam
Die Bischöfe plädierten für einen redlichen Diskurs über die Gefahr von politisch instrumentalisierter Religion im Allgemeinen und zum Vormarsch islamistischer Spielformen politischer Religion. „Jegliche pauschale Diffamierung von Religion weisen wir jedoch entschieden zurück“, hieß es. Papst Franziskus und Großimam Ahmad Al-Tayyib seien sich vor einem Jahr in Abu Dhabi darin einig gewesen, dass Gott nie zur Rechtfertigung für Mord, Vertreibung, Terrorismus und Unterdrückung missbraucht werden darf. Den „Weg der respektvollen Begegnung und des ehrlichen Dialogs mit dem Islam“ wollen die Bischöfe - wie sie versicherten - weiterhin gehen und legen dies auch allen Christen und Muslimen in deren konkreter Nachbarschaft ans Herz.
Das in Österreich hochgehaltene Menschenrecht auf Religionsfreiheit bilde eine gute Grundlage für den Dialog und die Kooperation sowohl des Staates mit den Kirchen und Religionen als auch der Religionsgemeinschaften untereinander. Dies schaffe eine „belastbare Basis, um angesichts des Terrors zusammenzustehen“.
Zu den derzeit politisch heftig diskutierten Umständen und Hintergründen der Bluttat in Wien erklärte die Bischofskonferenz, diese seien „ohne voreilige Schuldzuweisungen, sondern mit nüchterner Expertise von den zuständigen staatlichen Institutionen umfassend zu klären".
Auch Kirche im Kampf gegen Covid-19
Verantwortung für das Gemeinwohl, Rücksicht und Solidarität fordern die Bischöfe auch mit Blick auf die Covid-19-Pandemie ein. Sobald es einen geeigneten Impfstoff gibt, sollte dieser weltweit zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden, nationale Egoismen oder wirtschaftliche Interessen hätten hier Nachrang. Besonders schutzbedürftige Personen oder solche in systemerhaltenden Berufen sollten bevorzugt werden. Die Bereitschaft zur eigenen Impfung sei zudem Ausdruck einer eigenverantwortlichen christlichen Haltung, so die Bischöfe. Erzbischof Lackner präzisierte dazu bei der Pressekonferenz, das sei keine Befürwortung einer allgemeinen Impfpflicht. Er setze auf die Eigenverantwortung der Menschen.
Die Bischöfe hielten weiters fest, dass im aktuellen zweiten Lockdown mit strengen Vorsichtsmaßnahmen im eigenen Bereich einen verantwortungsvollen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten wollen. Konkret und über die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen hinausgehend: Mindestabstand von 1,5 Metern und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei öffentlichen Gottesdiensten. Alle Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Trauungen würden verschoben. „In extremis“ - also wenn Gesundheitslage und soziale Situation es erfordern - sei auch ein Aussetzen der Gottesdienste denkbar, erklärte Bischofskonferenz-Vorsitzender Lackner dazu bei der Pressekonferenz.
Für das Jahr 2021 müsse die Kirche mit coronabedingten finanziellen Einbußen rechnen, 2020 hätten viele Katholiken den Frühzahlerbonus noch vor Ausbruch der Pandemie entrichtetet, teilte der Erzbischof mit. „Wir stehen noch immer mitten in einer Pandemie mit enormen persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Dabei darf es zu keinem Lockdown der Herzen und der Hilfe kommen“, hielten die Bischöfe in ihrer gemeinsamen Erklärung fest.
Werben für eine „neue Politik“
Einen größeren Horizont nahmen die Bischöfe mit einer Erklärung zur Enzyklika „Fratelli tutti“ in den Blick, in der sie mit Papst Franziskus für eine „neue Politik“ werben. Diese solle mit dem Bemühen um „eine Welt in Geschwisterlichkeit und sozialer Freundschaft“ eine Neuausrichtung des politischen und wirtschaftlichen Handelns im Blick auf das globale Gemeinwohl vorantreiben. Neben Problemfeldern wie Terror und Corona-Pandemie erforderten auch die notwendige weltwirtschaftliche Wende hin zu Nachhaltigkeit, Friedenssicherung und Flucht bzw. Migration „Verbundenheit und Zusammenarbeit über alle kulturellen, religiösen, geografischen, ethnischen und politischen Grenzen hinweg“. Der Einsatz für die Menschenrechte sei dabei „permanenter Arbeitsauftrag“.
Gegen die bisher vorherrschende "Logik einer unersättlichen Gier und Lebensausbeutung" muss es nach Überzeugung der österreichischen Bischöfe mehr als bisher gelingen, Ökonomie, Ökologie und Soziales in Einklang zu bringen - "auch und gerade angesichts der globalen Klimakrise". Die Bereitschaft, Fluchtursachen seien zu beseitigen, müsse einhergehen mit der Aufnahme und Integration schutzsuchender Menschen, "soweit dies nur irgendwie möglich ist". Bei all dem gelte es, die internationalen Beziehungen und Institutionen zu stärken und damit Tendenzen zu Abschottung und Nationalismus zu begegnen.
Österreichs Bischöfe drängen schließlich auf einen dauerhaften Frieden im Südkaukasus in der umkämpften Region Berg-Karabach (Artsach), wie sie in einer vierten Erklärung festhielten. Sie hoffen, dass der ausgehandelte Waffenstillstand hält, und riefen zur verstärkten Hilfe für die Kriegsopfer bzw. Flüchtlinge auf.
(kap - cs)
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