Caritas und Diakonie: Mehr Hilfe für soziale Einrichtungen nötig
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Caritas-Präsident Peter Neher sagte bei einer Online-Pressekoferenz am Mittwoch, es gebe oft zu viel Bürokratie, stattdessen müsse „zielgenau und gut überlegt“ gehandelt und soziale Einrichtungen besser unterstützt werden. Es brauche zudem...
„die Einsicht, dass der Schutz vulnerabler Gruppen eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft ist, nicht nur für Altenheime und Wohlfahrtsverbände. Natürlich ist die Politik extrem gefordert… Aber umso wichtiger ist es, die dringendsten Probleme, wie den Schutz der vulnerablen Gruppen oder den Erhalt und die Stärkung der sozialen Sicherungsnetze prioritär in den Blick zu nehmen und die vorhandenen Kompetenzen und Zuständigkeiten, wie eben auch die der Parlamente, mit einzubeziehen."
Vor allem für Obdachlose, Kinder und Familien sowie für pflegebedürftige Menschen sei die Arbeit von Diakonie und Caritas häufig lebensnotwendig. Die Situation sei schon vor der Pandemie aufgrund von Personalmangel und einer ausstehenden Pflegereform sehr ernst gewesen, betonten Caritas-Präsident Neher und Diakonie-Präsident Ulrich Lilie übereinstimmend.
Pflegereform größte sozialpolitische Aufgabe 2021
„Wir sprechen hier nicht von einer Personallücke, sondern wir reden von einer gähnenden Lehre. Was erwarten unsere Mitarbeitenden von der Politik? Dass wir sie fair behandeln. Das heißt konkret, dass es eine echte Reform der Pflegeversicherung geben muss, die wir mit vereinten Kräften angehen."
Corona habe gezeigt, dass das Pflegesystem dringend reformiert werden muss, führte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie weiter aus. Dies sei „die größte sozialpolitische Aufgabe 2021“. Beratungsstellen und andere Dienste müssen aber auch generell zunehmend mehr Menschen zur Seite stehen, denn die Notlagen verschärften sich fast überall.
Rettungsschirm reicht nicht
Caritas und Diakonie sehen auch die Finanzen mit Sorge: Die staatlichen Rettungsschirme kompensieren das Corona-bedingte Defizit laut einer aktuellen Studie nämlich nur in gut 30 Prozent der sozialen Einrichtungen. Dieses Zwischenergebnis einer Umfrage der Bank für Sozialwirtschaft unter Akteuren des Sozial- und Gesundheitswesens kommentierte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie so:
„Die Rettungsschirme, die die Politik gespannt hat, helfen sehr, die Folgen der Pandemie in unseren Einrichtungen und Diensten abzufedern. Sie können aber, das zeigt diese Umfrage, nicht alles auffangen. Und jetzt schon ist absehbar, dass wir über den 31. März hinaus an Lösungen denken müssen. Denn wir werden bis dahin mitnichten wieder in einem normalen Modus sein.“
Die Präsidenten beider Verbände sind besorgt um die Existenz der sozialen Angebote – in einer Zeit, in der diese in besonderer Weise und zunehmend gebraucht werden. Die Einrichtungen und Dienste von Caritas und Diakonie setzten jedoch alles daran, dass Weihnachten auch dieses Jahr ein Fest der Hoffnung wird, betonten die beiden großen kirchlichen Wohlfartsverbände bei ihrer Online-Pressekonferenz zum Beginn des Lockdown in Deutschland. Ausdrücklich dankten sie allen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen für deren oftmals heldenhaften Einsatz.
(pm - sst)
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