Forscher: 150 Millionen Hungernde mehr wegen Corona
In armen Ländern führten Lockdowns zu weniger Arbeit und behinderten die Versorgung mit Lebensmitteln, so der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn (ZEF). „In Indien hat das beispielsweise dramatische Konsequenzen für Wanderarbeiter und Tagelöhner." Ähnliches gelte für manche Länder in Afrika. „Auch in Brasilien und selbst in den USA beobachten wir, wie sich der Hunger ausbreitet. Überall dort eben, wo die sozialen Sicherungssysteme nicht stark genug sind."
Der Kampf gegen den Hunger in der Welt ist nach Ansicht des Agrarwissenschaftlers trotz Corona nicht verloren. „Unseren Modellrechnungen zufolge müsste die Staatengemeinschaft dafür im Jahr etwa 40 bis 50 Milliarden US-Dollar mehr ausgeben als bisher", sagte von Braun. „Davon müssten 14 Milliarden US-Dollar von den Entwicklungshilfegebern kommen."
Ausgaben für Hungerbekämpfung müssen verdoppelt werden
Mit entsprechendem politischen Willen sei das zu schaffen, so der ZEF-Direktor. „Auf die Bundesrepublik bezogen hieße das: Deutschland müsste seine Ausgaben für Hungerbekämpfung verdoppeln. Das ist uns in den vergangenen vier Jahren schon einmal gelungen. Warum nicht ein zweites Mal?" Hungerbekämpfung brauche einen langen Atem. „Was wir jetzt investieren, wird möglicherweise erst in 10 bis 15 Jahren wirksam. Es dauert also. Aber es zahlt sich aus."
Von Braun leitet seit April eine Gruppe von Wissenschaftlern aus aller Welt, die den UN-Gipfel zum Ernährungssystem vorbereiten soll. Das Treffen soll im Herbst kommenden Jahres in New York stattfinden.
(kap/kna-skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.