Missbrauch: Bischof Bätzing „nicht glücklich“ über Lage in Köln
„Ich bin über diese Situation, die entstanden ist um die Kölner Studie herum, überhaupt nicht glücklich, das weiß der Kardinal auch“, sagte der Bischof von Limburg in einem Interview des Hessischen Rundfunk. An Woelkis echter „Absicht zur Transparenz“ sei nicht zu zweifeln, „er will die Opfer in den Mittelpunkt stellen die Betroffenen. Und das bedeutet eben auch Täter und Verantwortliche zu benenenn. Dass das jetzt in ein regelrechtes Desaster mündet und auf uns alle abfärbt, das ist nicht gut.“ Der Kölner Kardinal plant nach Bätzings Angaben, im März bei der Veröffentlichung der zweiten beauftragten Studie auch die erste zugänglich zu machen. „Und ich glaube, daran führt auch kein Weg vorbei“, fügte der Vorsitzende der Bischofskonferenz hinzu.
Seit der MHG-Studie von 2018 über Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland sei klar, dass es Vertuschung gegeben habe und das doppelte Anliegen gewesen sei, den Täter unschädlich zu machen und die Institution Kirche zu schützen, so Bätzing weiter. „Man hat die Opfer, die Betroffenen nicht gesehen, das ist der eigentlich Skandal, und da hilft nichts anderes als Ross und Reiter zu benenenn. Und das klärt und ist auch eine gewisse Genugtuung für Betroffene“, so Bischof Bätzing.
Vorgehen von Erzbischof Heße „konsequent"
Lobende Worte fand er für den Schritt des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße, der sich - wie zuletzt auch Kardinal Woelki - wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er habe Missbrauch vertuscht, an Rom um Klärung gewandt hatte. „Er sagt von sich aus glaubhaft, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, aber wenn ihm Fehler nachgewiesen werden, muss man daraus unter Umständen Konsequenzen ziehen“, sagte Bätzing über Heßes Schritt. Ein Bischof könne aber nicht von sich aus zurücktreten. „Das geht in der katholischen Kirche gar nicht, sondern da muss die römische Bischofskongregation die begangenen Fehler oder die Situation bewerten, und man kann dem Heiligen Vater anbieten, zurückzutreten, aber entweder nimmt der Papst das an oder nicht. Er spricht dann die Konsequenzen aus. Diese Schritte geht der Erzbischof jetzt und von daher, glaube ich, ist das auch konsequent in seinem Umgang mit diesen Anwürfen, die ja zunächst einmal jetzt nur in den Medien da sind, aber noch nicht in einer dokumentierten Untersuchung.“
Synodaler Weg: Bätzing dankbar für theologische Vorarbeit
Zum Stand des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland erklärte Bätzing, die geplanten Treffen hätten zwar wegen Corona nicht stattfinden können, die Arbeiten des Reformprozesses seien aber trotzdem vorangegangen. Er sei dankbar für die Fülle an theologischer Arbeit in diesem Jahr, „weil wir darauf sehr gut aufbauen können. Und jetzt müsen wir schauen, wie wir aus diesen Erkenntnissen Entschließungen, Entscheidungen gewinnen, die wir hier in Deutschland umsetzen oder aber als Voten in die Weltkirche einspielen.“
Vorbehalte gegen den Synodalen Weg im Vatikan erklärt sich Bischof Bätzing mit unterschiedlichen kulturellen Zugangsweisen. „Ich glaube, Rom fremdelt schon mit der Kirche in Deutschland, das ist ja auch nicht neu. Wir sind forsch, wir wollen Dinge fassen und klären und voranbringen und Texte schreiben. Und das ist nicht die Weise, wie man in der römischen Zentrale agiert und auch vielerorts in der Welt nicht agiert.“ Deutschland sei „nicht die ganze Kirche. Insofern gibt es einen kritischen Blick auf den Synodalen Weg, auch des Heiligen Vaters. Das wäre glaube ich vermessen zu sagen, er steht voll dahinter.“ Bätzing wies aber die Vorstellung zurück, der Synodale Weg lasse dem Heiligen Geist keinen Spielraum, schließe reformkritische Meinungen aus und werde nicht im Gebet gegangen; das habe er auch Papst Franziskus erklärt.
Ebenso verwehrte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz gegen den verschiedentlich geäußerten Vorwurf, der Synodale Weg wolle eine deutsche Nationalkirche errichten. „Das Entscheidende ist, dass wir zusammen bleiben in dieser Weltkirche. Denn katholische Kirche, Weltkirche ist ein so riesiges Geschenk, dass wir das nicht aufs Spiel setzen wollen und auch nicht werden. Ich kenne niemanden im Synodalen Weg, der das riskieren möchte.“
(vatican news/hr – gs)
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