Migranten in einem Camp in Bosnien Migranten in einem Camp in Bosnien 

Deutsche Äbtissin: Kirchenasyl „Gebot christlicher Nächstenliebe"

Die Äbtissin der fränkischen Benediktinerinnenabtei Kirchschletten, Mechthild Thürmer, hat das zurückliegende Jahr als „höchst abwechslungsreich" erlebt. Die Ordensfrau sieht einem Prozess entgegen, weil sie Flüchtlingen im Kloster Kirchenasyl gewährt hat.

Die Staatsanwaltschaft Bamberg erhob gegen sie den Vorwurf der „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt von Asylsuchenden". Sie fühle sich „natürlich unschuldig", sagte Thürmer der „Süddeutschen Zeitung". Eine Hilfeleistung an Menschen in aussichtsloser Lage sei für sie ein Gebot christlicher Nächstenliebe, „Jesus hätte an meiner Stelle nicht anders gehandelt”.

Die Menschen hätten auf der Flucht Unvorstellbares erlitten. Frauen hätten ihr „von Gruppenvergewaltigungen berichtet, über die sie nicht hinwegkommen“, eine andere habe den Oberkörper voller Narben gehabt. Für die 2021 geplante Gerichtsverhandlung hofft die Äbtissin, dass sich Staatsanwälte und Richter in die Asylsuchenden hineinversetzen: „Wie würden Sie urteilen, wenn eine der Frauen im Kirchenasyl die eigene Tochter gewesen wäre?"

Bischöfe solidarisch

Bayerns Bischöfe zeigten sich im Herbst solidarisch mit der Benediktineräbtissin. Auch Kurienkardinal Michael Czerny, der im Vatikan das Ressort Flucht und Migration verantwortet, würdigte ihren Einsatz. Thürmer hatte unter anderem eine junge Mutter aus Eritrea aufgenommen, die in Italien Opfer von Zwangsprostitution geworden war und dorthin zurückgeschoben werden sollte, obwohl ihr Mann in Deutschland als Asylbewerber anerkannt ist.

(kna – gs)

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01. Januar 2021, 14:03