D: Als Kaiser Konstantin die Juden erwähnte
Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1.700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands: Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321 erwähnt die Kölner jüdische Gemeinde. Es gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen.
Das ist Grund genug, auch im Süden der Bundesrepublik zu feiern. Bayern hat es bereits eröffnet – das Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Am vergangenen Dienstag fand dazu eine Online-Auftaktveranstaltung statt. Mit insgesamt mehreren hundert Veranstaltungen beteiligt sich der Freistaat Bayern am Festjahr. Die Kirche Niedersachsens macht mit der Plakatkampagne „jüdisch und christlich – näher als du denkst“ auf das Jubiläumsjahr aufmerksam.
Tief verwurzelt
Jüdisches Leben sei in Deutschland tief verwurzelt. Die Urkunde des Kaiser Konstantins belege, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger Bestandteil der europäischen Kultur sind, sagt Sylvia Löhrmann, Generalsekretärin von „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“: „Wir wollen 1.700 Jahre jüdischen Lebens würdigen, Vorurteile überwinden, das Miteinander stärken und diesen erstarkenden Antisemitismus bekämpfen“. Die ehemalige Grünen-Politikerin organisiert das Festjahr zusammen mit ihrem Team. Die Auftaktveranstaltung bundesweit ist am 21. Februar. Löhrmann freut sich darüber, dass jüdisches Leben im Land mit Synagogen, Gemeindezentren und Schulen wieder sichtbar vertreten sei.
Raum für Begegnungen schaffen
Nordrhein-Westfalens ehemalige Bildungsministerin Löhrmann sagt: „Jüdinnen und Juden haben unser Land an unzähligen Stellen maßgeblich mitgestaltet und geprägt. Im Festjahr wollen wir auch die große Vielfalt des Judentums von heute sichtbar und erlebbar machen. Wir werden Raum für Begegnungen schaffen. Begegnungen und Gespräche schaffen Nähe. Nutzen wir diese Chance!“
Seit mindestens 1.700 Jahren leben Juden in Deutschland. Sie haben als Stadträte, Lehrer, Künstler, Kaufleute, Handwerker, Wissenschaftler, Soldaten und Politiker gearbeitet und die Gesellschaft mitgeformt. Sie waren Nachbarn, Kollegen und Freunde, Außenseiter, Sündenböcke und Verfolgte. Das bundesweite Festjahr soll 2021 sowohl an den Holocaust erinnern und vor Antisemitismus heute warnen als auch Eindrücke von jüdischer Kultur vermitteln, wie sie heute zwischen Nordsee und Alpen lebendig ist.
(radio horeb – mg)
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