Schweiz: Davos ist nicht nur Treffpunkt der Mächtigen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Kurt Benedikt Susak stammt aus dem Allgäu und ist seit 10 Jahren Pfarrer und Dekan in Davos in der Schweiz und damit auch mitbeteiligt, wenn das Weltwirtschaftsforum in dem Skiort im Kanton Graubünden stattfindet. Wenn man vom WEF spricht, dann denkt man ja nicht unbedingt an Kirche, Glaube oder religiösen Themen, aber es gibt da doch einen Zusammenhang, wie uns Pfarrer Susak verrät:
„Es gibt seit Jahren schon das sogenannte Ökumenische Schweigen und Beten in den Kirchen in Davos, also der reformierten und der katholischen Kirche. Spätestens mit der Amtseinsetzung von Papst Franziskus wurde die Teilnahme der katholischen Kirche am WEF aktiver.“
Da der Papst sich für eine gerechtere Wirtschaftsordnung engagiert, haben die WEF-Organisatoren auch Kardinäle aus dem Vatikan nach Davos eingeladen. Diese sprachen beim Weltwirtschaftsforum im Namen der Kirche und im Namen des Vatikans, erläutert Pfarrer Susak. Die teilnehmenden Kardinäle hätten Vorträge gehalten und seien in das Ganze involviert worden: „Die Kardinäle haben dann hier bei mir im Pfarrhaus gewohnt. Wir haben miteinander gegessen und gekocht und ich habe sie dann auch immer beim WEF begleiten können“, berichtet Pfarrer Susak von früheren Treffen.
Wie der Papst prägte
Da die Themenschwerpunkte des Pontifikats von Papst Franziskus unter anderem auf der gerechten Verteilung der Güter liegen, kam das immer wieder auch beim Weltwirtschaftsforum zur Sprache. „Ich musste mich wirklich positiv wundern, wie viel Interesse an der Kirche beim WEF steht, es gibt da z. B. ein Treffen namens ,Vatican meets WEF´ und da erlebte ich großes Interesse aus aller Welt. Da sind wir dann auch natürlich im Kollar als Priester erkennbar und dann gibt es gerade auch an den Abenden immer Gespräche. Ich bin auch als Pfarrer immer angesprochen worden“, sagt Susak.
Auch Klaus Schwab, der Gründer des WEF sei schon im Vatikan gewesen. „Er wollte ja sogar, dass der Papst kommt zum Jubiläum des WEF. Das war dann nicht möglich, aber der Papst hat immerhin den Kardinalstaatssekretär Parolin entsandt, da war ich dann sehr aufgeregt, als er dann bei mir war, wir waren auch dann beim Essen und ich durfte ihn begleiten. Da hat man wirklich diese positive Grundstimmung der Kirche gegenüber auf allen Ebenen erfahren können“, fügt Susak an.
Corona ändert alles
Jetzt ist es so, dass das Treffen in diesem Jahr „ein bisschen anders ist“ als bisher. „Viele in der Gemeinde hatten ja damit etwas zu tun und jetzt ist eben diese Pandemie da. Wir haben täglich während dem WEF Heilige Messen morgens, um 7 Uhr gefeiert“, erläutert der Pfarrer von Davos. Daran nahmen auch etliche WEF-Gäste teil.
Es sei klar, dass es zum WEF und im Umfeld immer „auch kritische Stimmen“ gab und Menschen, die auch immer gegen die Durchführungen des Treffens an Demonstrationen teilnahmen. Aber alle spürten, dass es nun durch das reine Online-Treffen einen wirtschaftlichen Schaden und große finanzielle Einbußen gebe.
In der säkulären Welt präsent sein
„Ich habe bei vielen Begegnungen beim WEF die Erfahrung gemacht, dass Menschen wirklich offen sind für das was von der Kirche kommt, in der Sozialethik und in der christlichen Moral“, erläutert der Dekan von Davos. Das Votum der Kirche sei für die Begründer und Organisatoren des WEF wichtig. Es sei an sich wichtig, dass die Kirche „doch auch in dieser säkularen Zeit einen Stellenwert hat und sich die Menschen auch das Votum der Kirche zu eigen machen, um dann gute und richtige Entscheidungen zu finden“, sagt Susak. Er empfinde das Forum auch als einen großen Gewinn „für das ganze Ansehen der Kirche, das hat im übertragenen Sinn dann sicher auch mit Evangelisierung und mit missionarischer Kirche sein zu tun“.
(vatican news)
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