Buchtipp: Eroberung
Laurent Binet ist eigentlich Historiker, doch in Frankreich ist er vor allem als Bestseller-Autor bekannt. Was er in seinem Buch macht, ist eigentlich bei Historikern verpönt: sich die historischen Entwicklungen auf völlig andere Weise vorzustellen, ist aber ein beliebtes Spiel vor allem bei Studenten der Geschichtswissenschaften. Binets Buch „Civilisations“ ist nun auf Deutsch erschienen und trägt den Titel „Eroberung“. Geht der französische Titel auf die Frage ein, was denn die „Entdeckung“ einer neuen Gesellschaft für Konsequenzen hat, weist der deutsche Titel auf eine Konsequenz hin, die eher negativ besetzt ist.
Binets Buch besteht aus drei Teilen und ist gewollt eine „Fake News“ oder besser gesagt „Fake Source“. Denn es handelt sich um drei pseudohistorische Quellen. Die erste wäre eine isländische Sage, in der es darum geht, dass die Isländer Südamerika entdecken und prägen. Angeführt wird diese „Eroberung“ von einer Frau.
Das wird dann den zweiten Teil der „Fake-Quelle“ beeinflussen. Da geht es um die Tagebücher des Kolumbus, der nicht „Amerika entdeckt“ sondern von den „Indios erobert“ bzw. überwältigt wird. Diese kehren stattseiner nach Europa zurück und durch ihr Wissen und ihren „isländischen“ Einfluss erobern sie den alten Kontinent. Luther, die Päpste und die italienischen Machthaber gehören zu den Verlierern. Vor allem spannend dabei ist, wie sich dabei die Religion der Inka, die an den Sonnengott glauben, mit dem „angenagelten Gott“ der Christen in Konflikt gerät und mit ihm vermengt wird.
Bei der Lektüre des Werkes merkt man aber, wie stark das Christentum trotz allem auch einer Religion gegenübersteht, die doch komplett anders ist. So fällt beim Gedankenspiel, der im dritten Teil mit den „Abenteuern von Cervantes“ endet, das Fazit: egal wer Europa prägte, das Christentum und die Kirche gehören trotzdem zu den Grundsäulen des Kontinents. In diesem Sinne ist das „verpönte Spiel“ Binets eine Genugtuung für all jene, die darauf seit jeher hinweisen, wie wichtig und richtig es ist, die christlichen Wurzeln Europas hochzuhalten.
Zum Mitschreiben: Laurent Binet: „Eroberung“, Roman. Aus dem Französischen von Kristian Wachinger, Rowohlt Verlag, Hamburg 2020.
Eine Rezension von Mario Galgano.
(vatican news)
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