10 Jahre Krieg in Syrien - Deutsche Hilfswerke besorgt
In Teilen Syriens werde immer noch gekämpft und die Not im Land immer noch größer. Besonders dramatisch sei die Situation im Nordwesten des Landes, wo es noch immer fast täglich zu Gewalt komme.
„Hilfsorganisationen tun alles, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Das kann aber kein Ersatz für eine politische Lösung des Konflikts sein“, sagt Pruin. Aus Sicht der Diakonie Katastrophenhilfe sollte die internationale Gemeinschaft ihr Engagement für eine politische Lösung deutlich erhöhen. Dazu gehöre auch eine aktive Unterstützung des Verfassungskomitees, da nur so sichergestellt ist, dass bei der Erarbeitung einer Zukunftsidee für Syrien auch die Interessen der syrischen Bevölkerung Gehör finden. „Nach einem Jahrzehnt des Leids haben die Menschen in Syrien es verdient, endlich Fortschritte zu sehen. Hier stehen auch die EU und die Bundesregierung in der Pflicht“, so die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin.
EU und Internationale Gemeinschaft in der Pflicht
Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ appellierte an die USA und die Europäische Union, die humanitäre Hilfe für das mit Sanktionen belegte Land zu erleichtern. „Es ist unsere Pflicht, der leidenden Zivilbevölkerung in Syrien zu helfen. Besonders die christliche Minderheit droht zu verschwinden. In ihrem Namen bitte ich die Vereinigten Staaten und die EU, den bestehenden internationalen Rechtsrahmen umzusetzen, der humanitäre Ausnahmen von dem Embargo zulässt“, so der Geschäftsführende Präsident von „Kirche in Not“, Thomas Heine-Geldern.
Sanktionen behindern Arbeit der Helfer
Selbst die bestehenden Ausnahmen von den Sanktionen könnten aktuell nicht ausgeschöpft werden. Besonders Schwierigkeiten bei der Geldüberweisung und bei der Einfuhr humanitärer Güter machten oft jegliche Hilfe unmöglich, sagte Heine-Geldern. „Obwohl die Sanktionen Ausnahmen bei der Geldüberweisung für humanitäre Hilfe vorsehen, funktioniert das einfach nicht.“ Den Hilfsorganisationen sei es so „praktisch unmöglich”, die Mittel zur Hilfe für die notleidende Bevölkerung zu überweisen“, führt der „Kirche in Not“-Präsident aus. Er fordert die Staatengemeinschaft deshalb auf, die Banken anzuweisen, Geldüberweisungen zu humanitären Zwecken zu akzeptieren. Dies ist eigentlich bereits in den Ausnahmen zu den bestehenden Sanktionen vorgesehen.
Was die Hilfswerke tun
„Kirche in Not“ unterstützt durch seine Wohltäter die notleidende Bevölkerung Syriens, darunter besonders die Christen verschiedener Konfessionen. Diese leben seit Ausbruch des Konflikts Mitte März 2011 in katastrophalen Verhältnissen. Aufgrund der erzwungenen Migration ist die christliche Präsenz in Syrien vom Aussterben bedroht. Trotz der beschriebenen Schwierigkeiten konnten durch „Kirche in Not“ laut eigener Aussage seit Beginn des Konflikts fast 42 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Diese kamen mehr als 900 humanitären und pastoralen Projekten der Ortskirche zugute.
Die große Mehrheit der Menschen in Syrien ist zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Hilfswerke versuchen zu helfen. Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, berichtet dass noch immer mehr als sechs Millionen Menschen fernab ihrer Heimat innerhalb Syriens auf der Flucht sind. „Wir müssen zerstörte Wohnungen reparieren und renovieren, damit vertriebene Familien, die bisher etwa in Bauruinen leben mussten, wieder ein sicheres Zuhause finden.“
Syrien kämpfe mit mehreren Krisen gleichzeitig: Kriegshandlungen, eine völlig zerstörte Infrastruktur, die Folgen der Corona-Pandemie und eine Wirtschaftskrise – teilweise verstärkt durch internationale Sanktionen - machten den Menschen zu schaffen und raubten ihnen auch die letzten Ersparnisse. „Viele Menschen können sich weder warme Kleidung noch Heizöl leisten“, sagt Keßler. „Wir haben unsere Hilfe in diesem Winter nochmal aufgestockt, um tausenden Familien durch die kalte Jahreszeit zu helfen.“ Für ein Winterhilfe-Projekt hat das evangelische Hilfswerk demnach 500.000 Euro bereitgestellt.
(pm – sst)
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