Deutschland/Schweiz: Der Theologe Hans Küng ist tot
Küng hatte 1990 das Buch „Projekt Weltethos" veröffentlicht und war darin in Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants der Frage nach einer alle Menschen und alle Religionen verbindenden Wertehaltung nachgegangen. Küng erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.
Insbesondere sprach Küng sich gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit aus, wie es das Erste Vatikanische Konzil verstanden hatte. 1979 entzog ihm die Glaubenskongregation die Lehrbefugnis als katholischer Theologe, aber er arbeitete weiter als emeritierter Professor für ökumenische Theologie an der Universität Tübingen.
Entzug der Lehrerlaubnis und Treffen mit Papst Benedikt XVI.
Als Papst Benedikt XVI. den Theologen 2005 in Castel Gandolfo empfing, sorgte das weltweit für Aufsehen. Dabei ging es um das Weltethos-Projekt und das Verhältnis von Naturwissenschaft, Vernunft und Glaube, nicht um kirchliche Lehrfragen. Das vatikanische Presseamt teilte damals nach der Begegnung mit, dass das Treffen „in einer freundschaftlichen Atmosphäre" stattfand.
„Beide Seiten waren sich einig, dass es im Rahmen des Treffens keinen Sinn machte, in einen Streit über hartnäckige Lehrfragen zwischen Hans Küng und dem Lehramt der katholischen Kirche einzutreten." Benedikt XVI. habe seinerseits „das Bemühen von Professor Küng gewürdigt, durch den Dialog der Religionen und in der Begegnung mit der säkularen Vernunft zu einer erneuerten Anerkennung der wesentlichen moralischen Werte der Menschheit beizutragen". Zugleich bekräftigte Papst Benedikt XVI. sein Einverständnis mit Küngs Versuch, „den Dialog zwischen Glaube und Naturwissenschaften neu zu beleben und gegenüber dem wissenschaftlichen Denken die Vernünftigkeit und die Notwendigkeit der Gottesfrage zu behaupten". Küng - so das Kommuniqué abschließend - drückte „seine Zustimmung zu den Bemühungen des Papstes um den Dialog der Religionen und auch um die Begegnung mit den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen der modernen Welt" aus.
Danach gab es einen Briefwechsel zwischen dem später zurückgetretenen Papst und Küng. Trotz dieses Treffens blieben die Positionen in vielen Fragen wie Priesterzölibat, Frauenpriestertum, Empfängnisverhütung, Euthanasie weit auseinander. Um eine erneute kirchliche Lehrerlaubnis hatte Küng nicht gebeten.
In den letzten Jahren verlangsamte er seine öffentliche Tätigkeit und zog sich aus gesundheitlichen Gründen ins Privatleben zurück. Den letzten großen öffentlichen Auftritt hatte Küng im Frühjahr 2018. Die Stiftung Weltethos und die Universität hatten zu seinem 90. Geburtstag ein wissenschaftliches Symposium ausgerichtet, an dem unter anderen viele theologische Schüler Küngs teilnahmen und eine Bilanz seines Schaffens zogen.
(kap/kna/vatican news – sst)
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