Reaktionen zum Tod Küngs: „Anerkannter und streitbarer Forscher“
In seinem Wirken als Priester und Wissenschaftler sei es Hans Küng ein Anliegen gewesen, „die Botschaft des Evangeliums verstehbar zu machen und ihr einen Sitz im Leben der Gläubigen zu geben“, so Bischof Bätzing in einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Der Vorsitzende der DBK würdigt Küngs Einsatz für Ökumene sowie interreligiösen und interkulturellen Dialog. Die von dem Schweizer gegründete Stiftung Weltethos betreibe „wichtige Forschungen und Projekte zu Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung“, so Bätzing. Auch dass die Ansichten von Professor Küng teilweise nicht unumstritten waren, lässt der DBK-Vorsitzende nicht außen vor: „Hans Küng hat es sich nie nehmen lassen, für seine Überzeugungen einzutreten. Auch wenn es diesbezüglich Spannungen und Konflikte gab, danke ich ihm in dieser Stunde des Abschieds ausdrücklich für sein jahrelanges Engagement als katholischer Theologe in der Vermittlung des Evangeliums“, so Bischof Bätzing. Hans Küng hinterasse ein reiches theologisches Erbe: „Wir trauern um eine Persönlichkeit, die jetzt ihren Frieden in der Hand Gottes finden möge.“
Kirche und Politik würdigen verstorbenen Theologen
Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte zum Tod von Hans Küng. Er wandte sich an dessen Schwester Rita Frei-Küng in Sursee mit den Worten: „Wir haben einen Menschen verloren, der über Jahrzehnte hinweg weltweit den Ruf unseres Landes als Ort von Theologie und Universitätsgelehrsamkeit gestärkt hat. Ihr Bruder hat nicht nur sein Fach, die katholische und ökumenische Theologie, für viele Menschen verständlich vertreten, er hat auch in engagierter Weise immer das politische und geistige Leben kritisch und konstruktiv begleitet.“
Glockengeläut in Sursee
Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, verwies auf Küngs Verhältnis zur Kirche: Er sei nicht zuerst „Kirchenkritiker oder Papstkritiker, sondern Kirchenliebhaber, ja sogar Papstliebhaber" gewesen, schrieb der Bischof von Basel, Küngs Heimatdiözese, in einem Nachruf.
Küng habe die Kirche nicht überflüssig machen und nicht untergehen lassen wollen. „Er wollte eine erneuerte Kirche, eine Kirche für heutige Menschen, eine Kirche, die a jour ist", betonte Gmür. „Er kämpfte für eine Kirche, die sich mit den Lebenswelten, so wie sie sind, und mit der Welt, so wie ist, auseinandersetzt."Die Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz, Renata Asal-Steger, erklärte laut Portal kath.ch, Küng habe ein Gespür für aktuelle Themen gehabt, die er vor anderen aufgegriffen habe. Auch habe er den Mut besessen, „heiße Eisen" anzufassen und Position zu beziehen.
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst bescheinigte Küng essenzielle theologische Grundlagenarbeit und bedeutende Anstöße. Küng sei „ein kritischer, aber großer Theologe" gewesen. Auch die Universität Tübingen bekundete Trauer. Mit Küng verliere die Hochschule „einen produktiven Forscher, einen überaus schöpferischen Gelehrten und einen exzellenten Theologen", sagte Rektor Bernd Engler.
Würdigung auch in Österreich
Hintergrund
Die auf Küng zurückgehende „Stiftung Weltethos" und das Tübinger Weltethos-Institut würdigten Küng als visionären Vordenker für eine gerechtere und friedlichere Welt. Die Organisation „Wir sind Kirche" verwies auf Küngs „lebenslange Beharrlichkeit in der Erneuerung der römisch-katholischen Kirche sowie seinen Einsatz für die Ökumene und den Dialog der Weltreligionen".
Hans Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, war am Dienstag in seinem Haus in Tübingen gestorben. In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im "Projekt Weltethos". 1979 hatte ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen seiner Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Wissenschaftler erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.
(pm/kath.ch/kap/kna - sst)
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