Osterdatum-Debatte: Rabbiner reagieren unterschiedlich
Auseinandersetzung mit jüdischen Wurzeln positiv
Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Andreas Nachama, sprach von einer in erster Linie innerchristlichen Debatte. „Ich finde es aber schön, wenn sich christliche Kirchen ihrer jüdischen Wurzeln bewusster werden“, erklärte Nachama gegenüber dem Internetauftritt katholisch.de.
Bereits in der Bibel werde beschrieben, wie Jesus mit seinen Jüngern das Pessachfest feiere. Durch die unterschiedliche Berechnung von Pessach und Ostern gebe es ohnehin immer wieder Jahre, in denen beide Feste auf die gleichen Tage fielen, so Nachama.
Mögliche Missverständnisse
Kritisch äußerte sich hingegen Walter Homolka, der an der Uni Potsdam Jüdische Theologie lehrt. „Gerade das Pessachfest ist geprägt von der Abkehr des rabbinischen Judentums gegenüber einem sich formierenden Christentum“, sagte er zu katholisch.de. „Pessach und Ostern stehen damit am Scheidepunkt zwischen Judentum und Christentum.“
Was als Zeichen der Würdigung gedacht sei, könne deshalb „schnell als Signal der Vereinnahmung missverstanden werden“. Grundsätzlich erkenne er aber die Bemühungen innerhalb der Kirchen um einen gemeinsamen Ostertermin an.
In einem Interview mit Radio Vatikan / Vatican News hatte der Benediktiner und frühere Prior-Administrator der Jerusalemer Dormitio-Abtei, Pater Nikodemus Schnabel, in der Debatte um ein gemeinsames Osterdatum für alle Christen ein Zugehen auf das Judentum und ein gemeinsames Osterfest am Pessach-Sonntag vorgeschlagen.
„Das wäre ein starkes Zeichen, nicht nur ökumenisch. Es wäre irgendwie auch eine Verneigung der gesamten Christenheit vor unserem gemeinsamen Fundament, dem Judentum“, sagte Schnabel.
Orthodoxer Erzbischof stieß die Debatte an
Der Ständige Vertreter des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel beim Ökumenischen Rat der Kirchen, Erzbischof Job Getcha von Telmessos, hatte unlängst in einem Newsletter vorgeschlagen, das 2025 anstehende 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa zum Anlass zu nehmen, um die Bemühungen um ein künftiges gemeinsames christliches Osterfest voranzutreiben. Kurienkardinal Kurt Koch hatte den Vorschlag positiv aufgenommen.
(katholisch.de/vatican news – sk)
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