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Protest vor dem Kölner Dom gegen die Missbrauchsaufklärung im Erzbistum Köln Protest vor dem Kölner Dom gegen die Missbrauchsaufklärung im Erzbistum Köln 

D/Vatikan: Papst ordnet Visitation im Erzbistum Köln an

Papst Franziskus hat eine Apostolische Visitation des Erzbistums Köln angeordnet, um die dortige Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu untersuchen. Das gab die Apostolische Nuntiatur in Berlin diesen Freitag bekannt. Kardinal Woelki begrüßte den Schritt in einer ersten Reaktion.

Zwei Apostolische Visitatoren sollen sich demnach „im Laufe der ersten Junihälfte vor Ort ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum verschaffen und gleichzeitig eventuelle Fehler Seiner Eminenz Kardinal Woelkis, sowie des Erbischofs von Hamburg, S.E. Mons. Stefan Heße, als auch der Herren Weihbischöfe, S.E. Mons. Dominikus Schwaderlapp und Mons. Ansgar Puff im Umgang mit Fällen sexuellen Mißbrauchs untersuchen", heißt es in der Mitteilung der Nuntiatur, die die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte.

Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) sowie der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) hatten Papst Franziskus nach Vorwürfen des Fehlverhaltens bereits ihren Rücktritt angeboten. Weihbischof Puff ist seit einigen Wochen auf eigenen Wunsch beurlaubt.

Kardinal Woelki
Kardinal Woelki

Visitatoren: ein Kardinal aus Schweden, ein Bischof aus den Niederlanden

Als Visitatoren ernannte Papst Franziskus den Bischof von Stockholm, Kardinal Anders Arborelius, und den Bischof von Rotterdam und Vorsitzenden der niederländischen Bsichofskonferenz, Bischof Johannes van den Hende. Arborelius war bis 2015 Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz, während van den Hende seit 2016 an der Spitze der Niederländischen Bischofskonferenz steht. 

„Alles, was der konsequenten Aufarbeitung dient, begrüße ich“

Kardinal Woelki begrüßte in einer ersten Reaktion die Entscheidung Roms: „Bereits im Februar habe ich den Heiligen Vater in Rom umfassend über die Situation in unserem Erzbistum informiert. Ich begrüße, dass der Papst sich mit der Apostolischen Visitation ein eigenes Bild über die unabhängige Untersuchung und die Konsequenzen daraus verschaffen will."

Der Kölner Erzbischof kündigte an, er werde die Visitatoren bei ihrer Arbeit unterstützen. „Alles, was der konsequenten Aufarbeitung dient, begrüße ich."

Auch der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln äußerte sich positiv über die anstehende Prüfung. Dass Franziskus sie angeordnet habe, zeige, „dass auch in Rom verstanden wird, dass im Erzbistum Köln unter der Leitung von Kardinal Woelki der Kontakt zwischen Gemeinden und Bistumsleistung schwer geworden ist“, so eine Erklärung des Diözesanrates. „Wir als katholische Laien gehen davon aus, dass die Gespräche mit den Visitatoren selbstverständlich gemeinsam mit der Bistumsleitung, den Mitarbeitervertreterinnen und -vertretern und den Laienvertreterinnen und -vertretern geführt werden. Deswegen laden wir schon jetzt die Visitatoren in unsere Vollversammlung am 16. Juni ein.“

Im Kölner Dom
Im Kölner Dom

Apostolische Visitation mit einem klaren Auftrag

Wie aus der Pressemitteilung der Nuntiatur hervorgeht, sollen die Visitatoren sich ein umfangreiches Bild über die Vorgänge im Erzbistum Köln verschaffen und dabei ein besonderes Augenmerk auf den Umgang der Verantwortungsträger mit Missbrauchstaten legen. Dabei können sie auch vertrauliche Akten einsehen und Personen befragen. Rechenschaft sind sie dabei allein dem Papst schuldig. Am Ende ihrer Untersuchung legen sie dem Kirchenoberhaupt einen Bericht vor. 

Kurz zuvor: Woelki führt Krisengespräch mit Düsseldorfer Pfarrei

Erst am Donnerstag hatte Woelki zwei Stunden lang mit etwa 40 Mitgliedern der Düsseldorfer Kirchengemeinde St. Margareta gesprochen. Rund 60 Protestierende hatten vor der Kirche Sankt Maria vom Frieden im Düsseldorfer Osten ihrem Unmut Luft über die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln gemacht. Woelki wollte in dem Gotteshaus ein Gespräch mit Vertretern der Gemeinde Sankt Margareta, zu der die Kirche Sankt Maria vom Frieden gehört, führen. Als sich der Kardinal dem Gebäude näherte, streckten ihm die Protestierenden Rote Karten entgegen.

Das anschließende vertrauliche Gespräch dauerte mehr als zwei Stunden. Anlass war ein Brief, den einige Mitglieder aus Gremien der Pfarrei Kardinal Woelki nach Bekanntwerden eines Missbrauchsfalls geschickt hatten. In den letzten Tagen hatte es außerdem einen offenen Brief mehrerer Gemeindemitglieder gegeben. Die rund 140 Unterzeichnenden fordern Woelki darin auf, eine anstehende Firmung in Sankt Margareta Anfang Juni nicht persönlich zu spenden, sondern einen Vertreter zu schicken. Wegen der Missbrauchsaufarbeitung halten die Absender den Kardinal für unglaubwürdig.

„Offen und auch kontrovers diskutiert“

Nach dem mehr als zweistündigen Gespräch äußerte sich der Kardinal nicht öffentlich. Pfarrer Oliver Boss sprach im WDR von einem guten Austausch. Man habe sehr offen und auch kontrovers diskutiert. Ob Woelki am 9. Juni zur Firmung komme, sei noch nicht entschieden. Vor dem Treffen im Düsseldorfer Osten sprach sich Woelki für einen Dialog aus. Auch Boss warb für Zusammenhalt. Bei der öffentlichen Aufmerksamkeit bestehe die Gefahr, die Firmlinge aus dem Blick zu verlieren, warnte der Geistliche. Für die Jugendlichen solle es eine Feier werden, die nicht durch kircheninternen Streit beeinträchtigt sei.

Kardinal Anders Arborelius
Kardinal Anders Arborelius

Ringen um Aufklärung

In Sankt Margareta waren zwei der Priester tätig, gegen die zuletzt Vorwürfe laut geworden waren. Pfarrer D., den Woelki 2017 trotz des Vorwurfs sexueller Übergriffe zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte und kürzlich beurlaubte, war dort früher Kaplan. Dem inzwischen verstorbenen Pfarrer O. wird schwerer Missbrauch an einem Kind vorgeworfen. Woelki wurde dafür kritisiert, dass er den Fall nach seinem Amtsantritt 2015 zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterlassen habe. Der Kardinal begründete dieses Vorgehen mit der damals weit fortgeschrittenen Demenz des ehemaligen Pfarrers, die eine Befragung unmöglich gemacht habe.

Seit mehr als einem Jahr wird im Erzbistum Köln um die öffentliche Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gerungen. Dabei geht es auch darum, Verantwortliche zu benennen, die Missbrauchstäter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Ein erstes Gutachten dazu hatte Woelki nicht veröffentlichen lassen, weil er es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält. In einem zweiten Gutachten, das im März veröffentlicht wurde, weisen Juristen um den Strafrechtler Björn Gercke hohen Amtsträgern im Erzbistum Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Woelki selbst wird durch den Gercke-Report entlastet.

(pm/diverse - sst)

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28. Mai 2021, 12:07