Österreich: Lange Nacht der Kirchen als „Hoffnungszeichen“
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Radio Vatikan: Bischof Hermann Glettler, die Lange Nacht der Kirchen steht bei Ihnen in Österreich an - was können Sie uns zum Programm schon verraten?
Bischof Hermann Glettler: Es gibt sehr interessante Programmpunkte wieder bei der Langen Nacht der Kirchen. Das Wichtigste ist, dass man merkt: Kirche lebt ihre Gastfreundschaft. Die Kirchenräume sind nicht Vereinslokale, sondern sie stehen allen Menschen offen - auch denen, die jetzt offiziell keinen Bezug mehr zur Kirche haben oder die sich vielleicht sogar als nicht glaubend bezeichnen würden. Aber die Kirche ist ein Ort des Ankommens, auch des Gebets.
Canisius, Kunst und Ökumene
Wir haben in der Diözese Innsbruck jetzt einige Kirchen anlässlich des Petrus Canisius Jahres als Ausstellungsorte auch in Verwendung. Das heißt, wir zeigen zeitgenössische Kunst in diesen Kirchen, um die Intention unseres Diözesanpatrons Petrus Canisius aufzugreifen. Diese Ausstellungen sind am Abend der langen Nacht der Kirchen auch geöffnet. Es gibt auch einige ökumenische Schwerpunkte: Also die Kirche der serbisch-orthodoxen Kirche ist auch offen. Dort gibt es auch einen gemeinsamen ökumenischen Start.
Auch das Bischofshaus wird offen sein, das war die ehemalige Schule. Dort zeige ich Gemälde des französischen Malers Guillaume Bruère, der sich in einer sehr spannenden, persönlichen Art und Weise den alten Gemälden annähert und für sich selbst auch die Spiritualität unserer Bildtradition wieder aufgreift.
Radio Vatikan: Welche Rolle spielt die Lange Nacht der Kirchen in Österreich jetzt auch gerade im Kontext der Corona-Pandemie?
Bischof Glettler: Die Öffnung der Kirchen an diesem Abend ist auch ein hoffnungsvolles Zeichen: Vorsichtig ja, aber auch zuversichtlich. Mit all den Corona-Auflagen kann man diese Veranstaltung sehr gut abwickeln. Und wie gesagt, es ist einfach auch ein Erlebnis: Kirche gehört uns allen. Wir sind da drinnen zu Hause. Man kann hineingehen für ein Gebet, für eine Reflexion. Natürlich halten sich Begegnungen sehr in Grenzen, aber es ist wichtig, dass dieser Fluss des Lebens, diese Orte des Glaubens, auch wieder einen frischen Impuls bekommen.
Heuer sicher anders - Mehr zum Österreich weiten Programm
Corona-Talk mit Kardinal Schönborn im Livestream
Der Livestream, der von 18.30 bis 21.30 Uhr geplant ist, kann via
YouTube verfolgt werden. Thematischer Gegenstand der Gespräche wird die besondere Herausforderung gesellschaftlicher, politischer und kirchlich-religiöser Art durch die Corona-Pandemie sein, teilte Initiator Johannes Pesl gegenüber Kathpress mit:
„Eine Lange Nacht der Kirchen zwischen Hoffnung auf Normalität und Ungewissheit, zwischen vertrautem Leben und dem schleichenden Gefühl eines großen Wandels 'der Ära'." In kurzen Gesprächen und Interviews sollen
„Tiefenbohrungen" stattfinden,
„wie es um unseren Planeten und unsere Gesellschaft steht".
Moderiert wird die Live-Sendung, bei der die Gesprächspartner via Zoom zugeschaltet werden, von der früheren Wiener Pastoralamtsleiterin und jetzigen theologischen Referentin der Caritas der Diözese St. Pölten, Veronika Prüller-Jagenteufel, und Kathpress-Redakteur Henning Klingen.
Den Auftakt bildet gegen 18.45 Uhr ein Interview mit dem Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn. Gegen 19.10 Uhr wird die deutsche
„Zeitgeist-Forscherin" Kirstine Fratz über gesellschaftliche Folgen der Krise sprechen. Für 19.30 Uhr ist ein Interview mit dem bekannten Autor und Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, Pater Anselm Grün, geplant. Um 20.10 Uhr folgt ein Gespräch mit dem Armutsforscher Martin Schenk und um 20.30 Uhr ein Interview mit der deutschen Psychotherapeutin und Autorin Bettina Alberti.
Gegen 20.45 folgen weitere Interviews mit dem deutschen Philosophen und Autor Wilhelm Schmid sowie mit dem Philosophen Martin Dreiwes. Schmid hat zuletzt in einer aktuellen Publikation über die Renaissance des Begriffs Heimat gearbeitet, Dreiwes ist Mitautor einer Denkschrift zu gesellschaftlichen Aufgaben, die angesichts der Krise zu bewältigen sind. Weiters zu Wort kommen der für die
„Langen Nacht" zuständige Gesamtkoordinator Markus Pories, der evangelische Superintendent Matthias Geist, der Fridays-for-future-Aktivist Simon Pories und - zum Abschluss gegen 21.15 Uhr - die Wiener Theologin Regina Polak.
(vatican news / kap - sst)
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