Oster zu Marx-Rücktrittsangebot: „Das stellt unsere Fragen noch intensiver“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Eigentlich war er aus persönlichen Gründen in Rom, um an einem Treffen teilzunehmen, und hatte auch die Gelegenheit den Papst bei einer Privataudienz zu sprechen. Erst danach erfuhr Bischof Oster von der Nachricht aus München. Zum angebotenen Rücktritt von Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising sagt Oster:
„Ich war sehr überrascht und habe mir dann im Nachhinein sehr schnell seine Erklärung durchgelesen - und dann ist es für mich schon auch plausibler geworden. Ich habe Reinhard Marx die letzten Monate und wenigen Jahre auch sehr nachdenklich erlebt. Und dann auf einmal kriegt das Ganze auch eine gewisse Schlüssigkeit, auch eine Souveränität von seiner Person her. Ich deute es so, dass das jetzt die Situation in der Kirche in Deutschland in der Fragestellung, wo wir denn miteinander hingehen, noch weiter forciert. Das gilt auch für die Fragestellungen, wie sind wir als Kirche in Deutschland miteinander unterwegs?" Das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx sei „eine gewichtige Stimme". Unabhängig davon, ob der Papst den Münchner Erzbischof tatsächlich abberufen werde oder nicht, stelle schon das Angebot des Amtsverzichts durch Marx „die Fragen, die wir haben, noch intensiver und noch tiefgründiger.“
Eine bevorstehende Apostolische Visitation im Erzbistum Köln, ein angebotener Amtsverzicht aus München, endlose Debatten, Kirchenaustritte in Stille oder unter Protest, ein Synodaler Weg mit - aus päpstlicher Sicht - überarbeitungsbedürftigem Fokus: Ist Franziskus wegen der Lage der Kirche in Deutschland verzweifelt? Darauf Bischof Oster:
„Also, ich habe den Papst gestern getroffen und er ist alles andere als verzweifelt. Ich habe ihn guten Mutes erlebt. Er weiß um die Situation der Kirche in Deutschland, er weiß um die Probleme, aber ich habe den Eindruck, er ist im inneren Frieden.”
Der Synodale Weg in Deutschland auf der einen Seite und das Thema der Synodalität mit der nächsten weltweiten Bischofssynode: Beides ist aus Osters Sicht die Herausforderung der katholischen Kirche in Deutschland – und darüber hinaus – in den kommenden Jahren.
„Ja, ich bin gespannt, wir werden im nächsten Ständigen Rat, denke ich, darüber sprechen. Es gibt jetzt noch keine Absprache unter den Mitbrüdern in der Bischofskonferenz, zumindest jetzt nicht mit mir, ich bin gespannt, wie wir das miteinander verbinden. Aber ich glaube, wir müssen es miteinander verbinden. Wir können ja jetzt nicht zweigleisig zwei Synodale Wege in den Bistümern fahren. Irgendwie müssen wir die Dinge miteinander verbinden.”
Sich korrigieren lassen
Er sei sich darüber im Klaren, dass der deutsche Synodale Weg in Rom überwiegend kritisch wahrgenommen werde, sagte uns der Passauer Bischof. Dem Papst als Oberhaupt der Weltkirche sei es aber jedenfalls ein Anliegen, auf globaler Ebene über die Zukunft der Kirche nachzudenken. Deshalb habe Franziskus auf weltkirchlicher Ebene einen Synodalen Weg verordnet.
„Zunächst ist es so, dass der Papst mich eigentlich mit diesem Thema nicht überrascht. Dass es so eine große Initiative ist, ist dann schon überraschend, doch wir hatten ja bereits vor einigen Jahren bei der Jugendsynode, die das neue Statut für die Bischofssynode bekommen hatte, die Regelung, dass da immer ein Vorlauf sein soll - und jetzt hat Franziskus dieses Thema Synodalität gewählt. Jetzt macht er einen weltweiten Vorlauf, und insofern hat das eine innere Logik für seine Herangehensweise an die Dinge. Also, ich glaube nicht, dass er da zuerst auf die Kirche in Deutschland geguckt hat, sondern Synodalität ist sein Thema, und er will, dass in der Weltkirche Synodalität tiefer verstanden und gelebt wird und lädt auch alle dazu ein. Deshalb glaube ich, dass auch wir in Deutschland uns darauf einlassen können und müssen. Damit könnte aber auch verbunden sein, dass wir das auch gewissermaßen als Korrektiv erleben, weil vielleicht diese Strecke, die wir bisher gegangen sind, nicht einfach eins zu eins kompatibel mit dem anderen ist. Wie müssen sehen, dass wir da zusammen kommen.“
Die Folgen der Pandemie
Hinzu kämen auch noch die Folgen der Pandemie. Auch da sei die Kirche besonders herausgefordert. Dazu der Passauer Bischof:
„Wir erleben auf der einen Seite viel Kreativität, viel soziales Engagement im Kontext des Lockdowns und im Kontext dessen, dass Menschen so stark davon betroffen waren, krank geworden sind, gestorben sind, Pflegeheime geschlossen waren und alle solche Dinge. Das hat uns sehr herausgefordert, und ich glaube, wir haben vielerorts gute kreative Lösungen gefunden. Aber natürlich nehmen wir wahr, dass viele Leute merken, es geht auch ohne uns... Der neue Synodale Weg der Weltkirche hat das Thema Gemeinschaft- Synodalität-Mission. Ich hoffe sehr, dass wir gewissermaßen in missionarischen Inputs und Initiativen lernen, aber auch Best-Practice-Beispiele bekommen, wie es heute geht, Menschen zu helfen, den Glauben zu finden oder ihn wieder zu vertiefen. Das wird die Herausforderung der Zukunft sein. Und ich würde mir auch wünschen, dass wir am Synodalen Weg, der weltweit unterwegs ist, dieses Thema mit auf die Tagesordnung nehmen. Es geht um diese Frage, wie kommen wir aus der Pandemie raus, wie stellen wir uns neu auf und zwar auch mit dem missionarischen Impuls.“
(vatican news)
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