D: „Ein Geschenk, das man nicht zurückgeben kann“
Für das ist er seiner drei Jahre älteren Schwester Veronika Heitplatz unendlich dankbar. Im April 2020 hat sie ihm eine Niere gespendet. „Ohne sie wäre ich dauerhaft zum Dialysepatienten geworden“, kann der katholische Priester Gott sei Dank nur erahnen, was ihm erspart geblieben ist. Weil durch eine Transplantation Leben gerettet und Lebensqualität zurückgegeben werden kann, möchte der 48-Jährige zum „Tag der Organspende“ (5. Juni) auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen.
Vor neun Jahren wurde bei Ulrich Schulte Eistrup eine chronische Nierenerkrankung festgestellt: „Lange habe ich gehofft, die Krankheit würde sich stabilisieren, und Medikamente könnten ausreichen.“ Doch es kam anders. Dialyse oder Transplantation – diese beiden Möglichkeiten stellte sein Arzt ihm in Aussicht. „Das war im ersten Moment ein Schock.“ Er sei wütend gewesen, habe versucht, alles zu verdrängen: „Es braucht Zeit, die Diagnose anzunehmen.“
Ihre Antwort kam prompt
Für den Rest seines Lebens von einer regelmäßigen Blutreinigung abhängig zu sein, das mochte sich Schulte Eistrup nicht vorstellen. Er erinnerte sich an frühere Worte seiner Schwester: „Sie hatte mir vor Jahren gesagt: ,Wenn du mal eine Niere gebrauchst, gebe ich dir eine‘.“ Vorsichtig fragte er nach... Ihre Antwort kam prompt, erinnert sie sich an den Moment: „Für mich war von Anfang an klar, wenn ich von den Ärzten das Okay bekomme, dass mein Organ passt, dann mache ich das.“
Es folgten unzählige Untersuchungen und Gespräche im Universitätsklinikum Münster (UKM). Fast ein Jahr dauerten die Vorbereitungen. Die Zeit drängte inzwischen. „Unser Ziel war, dass ich nicht an die Dialyse muss.“ Dann der Tag der Transplantation: 28. April 2020. „Bis zum Morgen war alles unsicher.“ Notfälle, so hatten die Verantwortlichen im UKM ihnen gesagt, würden vorgezogen.
Erstmal tagte der Familienrat
Die Nacht vor dem Eingriff verbrachten die Geschwister auf der Station in einem Doppelzimmer: „Das erste Mal seit 40 Jahren“, sagt Schulte Eistrup mit einem Schmunzeln. Sie redeten viel, wie sie es auch in den Wochen zuvor schon getan hatten. Schließlich kann bei einer Operation immer etwas passieren. Ein Restrisiko bleibt. Veronika Heitplatz hat drei Kinder, das jüngste war damals gerade zwölf Jahre alt: „Vor der endgültigen Entscheidung hat der Familienrat in Senden getagt.“ Doch alle waren sich einig: Dem Onkel muss geholfen werden.
Die Transplantation verlief ohne Komplikationen: „Zum Glück.“ Der Pfarrer und seine Schwester konnten schnell aufatmen. Veronika Heitplatz durfte zwei Tage später die Klinik verlassen. Ihr Bruder brauchte mehr Geduld, obwohl die Genesung auch bei ihm vorbildlich verlief.
Seine Sorgen und Ängste seien rückblickend unbegründet gewesen, zieht Schulte Eistrup Bilanz: „Ich habe die neue Niere nie als Fremdkörper empfunden.“ Und auch die Narbe sei problemlos verheilt. Nach 14 Tagen durfte er zurück ins Pfarrhaus, natürlich mit der nötigen medikamentösen Einstellung: „Medikamente zur Immunsuppression muss ich mein Leben lang nehmen.“ Und auf die Ernährung soll er ebenfalls achten.
Um sich an sein neues Leben zu gewöhnen, ging es nach dem Krankenhausaufenthalt für den Pfarrer und seine Schwester in eine dreiwöchige Reha nach Bayern. Das tat beiden noch mal gut.
Viele gute Wünsche mit auf den Weg bekommen
Einmal im Monat muss der 48-Jährige zur Kontrolle ins UKM. Dort ist man zufrieden mit ihm: „Meine Werte sind bisher top, fast wie bei einem Gesunden“, berichtet er stolz, weiß aber auch, dass sich dies immer ändern kann. Aus der geplanten sechsmonatigen Auszeit wurden am Ende nur drei Monate: „Ich war so fit, dass ich die Aufgaben in der Pfarrei wieder übernehmen konnte.“
Mit seiner Schwester ist er seitdem noch enger verbunden: „Sie hat mir eines der größten Geschenke überhaupt gemacht – ohne Wenn und Aber. Und ohne, dass ich es ihr zurückgeben kann.“ Gefreut hat sich Schulte Eistrup auch über die große Unterstützung und Anteilnahme in der Pfarrei: „Ich habe so viele gute Wünsche mit auf den Weg bekommen.“
(bistum münster – sk)
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