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Bernd Hagenkord unterwegs - hier im Amazonasgebiet Bernd Hagenkord unterwegs - hier im Amazonasgebiet 

Mit Schal und Reisegepäck

Mit Worten bist du immer behutsam umgegangen. Brief einer Kollegin von Pater Bernd bei Radio Vatikan, Anne Preckel.

Lieber Bernd

„Irgendwann weiß man da auch nicht mehr, was man sagen soll“, hattest du bei einem der letzten Telefonate gesagt. Es war eine blanke Feststellung, aber es klang zugleich auch gütig. Mir hatten die Worte versagt, beim Blick in diese Kluft. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll angefangen, mit der Therapie. Aber jetzt bist du doch gegangen, viel zu früh.

Mit den Worten bist du immer behutsam umgegangen. Das habe ich besonders an dir geschätzt. Du hast sie nicht als Slogans oder Schwert verwendet, auch nie die Sätze gestanzt, wie manche Intellektuelle und Journalisten das tun. Dein Sprechen und auch Schreiben waren anders. Nicht, weil du die Formen und Formate nicht gekannt hättest. Ich glaube, es war wegen deiner Liebe zum Denken und zu den Menschen.

Reisegepäck

Ich habe dich immer als durch und durch undogmatisch empfunden. Deine Sprache war eine Art Reisegepäck, dienlich dem Austausch und Verstehen. Leicht wie der lässige Schal, der auf deinen Schultern lag, als du zum ersten Mal in unsere Redaktion kamst, nach einer Reise durch Chile.

Es waren nie zu viele Worte, sie waren bedacht und nie beliebig. Und trotzdem hast du vorher auch nicht zu viel drüber nachgedacht. Manchmal hast du auch einfach geschwiegen. Was darin immer spürbar war, war eine Leidenschaft, Wärme. Das war authentisch, denn du bist ein strahlender Mensch. So werde ich dich erinnern.

Du wusstest, wo du standst. Klarer als andere. Was du nicht wusstest oder konntest, hast du nicht versteckt. Das Suchen und das Offene im Denken gaben dir keine Blöße. Ich glaube, überhaupt hat dir das Unbekannte keine Angst gemacht. Du hast es jedenfalls nie totgeredet oder eingezäunt. Dabei konntest du schon auch Grenzen ziehen, wenn es sein musste. Im Sozialen und Journalistischen. Das hast du immer getan, wenn es ungerecht oder falsch oder ideologisch wurde.

Römischer Himmel mit Regenbogen
Römischer Himmel mit Regenbogen

Freiraum für den Glauben

Als du damals dein Büro bei uns im 3. Stock bezogst, hast du ein Schild an die Tür genagelt: „Freiraum für den Glauben.“ Und so warst du auch, ein freier Geist, mit allen Sinnen. Wenn du nicht Jesuit geworden wärst, hättest du vielleicht Kunst gemacht. Wer weiß. So was hättest du wohl nie zugegeben, denn du hattest deinen Stolz. Dich selbst hast du selten in Worte gefasst. Du hast dich vielmehr als ganzer Mensch gegeben.

Und du warst sehr großzügig in diesen Jahren. Unserer Redaktion hast du gutgetan. Du hast manches gerichtet und ein gutes Team aus uns gemacht. Du hattest eine heilsame Autorität. So habe ich das empfunden. Gemeinsames Denken hast du großgeschrieben, du hast zugehört, abgewogen, angeregt. Deine Tür, die mit dem Schild, stand immer offen, für jeden von uns.

Danke für all das, lieber Freund und Kollege, ich wünsche dir eine gute Reise. Dein „Moin“ am Morgen, deine tiefe Stimme, dein Humor werden mir fehlen. Deine Sanftheit und Leidenschaft im Denken, dein offener Blick, all das.

Ich wünsche deiner Familie jetzt viel Kraft und richte deinen Lieben mein aufrichtiges Beileid aus.

Deine Anne

Es gibt immer einen Grund zum Tanzen
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26. Juli 2021, 11:22