Afghanistan: Bätzing kritisiert abrupten Truppenabzug
Das schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einer Erklärung von diesem Dienstag. „Man gibt kein Land an eine erwiesenermaßen brutale archaisch-radikalislamistische Bewegung preis, wenn man die Zivilbevölkerung zuvor jahrelang angespornt hat, einem entgegengesetzten zivilisatorischen Kurs zu folgen!“
Die Art und Weise des westlichen Abzugs bringe „Leib und Leben Tausender und Abertausender in Gefahr“ und lasse die Hoffnung, die man über zwei Jahrzehnte genährt habe, auslöschen. „Eine Renaissance des islamistischen Terrorismus ist nicht unwahrscheinlich“, fürchtet Bätzing. Ihn empörten und bedrängten bei den derzeitigen Bildern aus Kabul „das um sich greifende Leid und die Hilflosigkeit derer, denen gerade die Zukunft entrissen wird“.
Die Machtübernahme der Taliban bedeutet aus der Sicht des Bischofs zwar „eine desaströse Niederlage der USA“ und ihrer Verbündeten, darunter Deutschland. Dennoch sieht er das bisherige militärische Engagement des Westens in Afghanistan nicht als völlig gescheitert an.
„Als vor 20 Jahren die Entscheidung für die militärische Invasion Afghanistans getroffen wurde, gab es viele kritische Stimmen zu diesem Einsatz; manches starke Argument wurde vorgebracht. Aber man konnte das militärische und das folgende militär-zivile Engagement auch mit guten politischen und humanitären Gründen verteidigen. Auch in den Kirchen gab es eine durchmischte Diskussionslage.“
Die Macht des Gebets
In der jetzigen Lage muss aus der Sicht von Bischof Bätzing „das Naheliegende getan werden, um die schlimmsten Folgen zu verhindern“. Dazu gehöre selbstverständlich die Evakuierung der sogenannten Ortskräfte. „Großzügige Aufnahmeangebote sollten aber auch jenen gemacht werden, die in besonderer Weise gefährdet sind, Opfer des neuen Taliban-Regimes zu werden“.
Natürlich ließen sich jetzt neue Flüchtlingsströme in Richtung Europa absehen. „Deshalb ist es unerlässlich, die Staaten in der Region, so gut es nur geht, in die Lage zu versetzen, Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen.“
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz beschränkt sich aber in seinem Statement nicht nur auf einen politisch-humanitären Zungenschlag. „Christen, ebenso wie Muslime und Juden, glauben an die Macht des Gebets. Ich lade deshalb alle ein, sich im Gebet mit den Leiden der Menschen in Afghanistan zu verbinden und Gott um seine gnädige Hilfe anzurufen.“
(dbk – sk)
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