800 Jahre Dominikaner: und Dominikus wollte eigentlich keinen Orden gründen
Dominikus von Caleruega kam aus Spanien, in der Nähe von Burgos. Sein Wirken begann er jenseits der Pyrenäen, im Süden des heutigen Frankreich. Dort nämlich grassierte seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Sektenbewegung der Katharer (griech. katharoi, die Reinen); ihre Lehren wurden wohl im Gepäck der Kreuzzüge aus dem Orient importiert. Der Dominikanerorden ist in Südfrankreich auch heute noch fest verwurzelt, berichtet Schwester Lioba Hill im Gespräch mit uns:
Schwester Lioba Hill OP: Ich lebe hier in Frankreich, im Kloster Sainte-Marie de Prouilhe, das auf den Heiligen Dominikus selbst zurück geht. Er hat hier die ersten Frauen versammelt, die sich aufgrund seiner Predigt vom Katharertum zum Christentum zum Christentum wieder zurück bekehrt hatten. Wir haben schon unser 800. Gründungsjubiläum gefeiert und dieses Jahr feiern wir den 800. Todestag des Heiligen Dominikus.
Radio Vatikan: Schwester Lioba, was können Sie uns denn über den Heiligen Dominikus erzählen?
Schwester Lioba Hill OP: Dominikus wollte keinen Orden gründen. Er war Augustiner Chorherr in Spanien und war zu einer Reise nach Norddeutschland geschickt worden, um eine Hochzeit vorzubereiten. Damals war das so üblich. Dabei begegnet er in Toulouse in einem Hotel oder Restaurant, dort hatte er sich niedergelassen, einem Herbergsvater und diskutierte mit ihm. Dabei stellte er fest, dass dieser Mann vom katholischen Glauben abgewichen war.
Die Katharer waren eine sehr strenge Bewegung, die hier in der Gegend aktiv war und praktisch einen Gott des Guten und Bösen verehrte. Sie lebten streng und asketisch. Dominikus hat die ganze Nacht mit dem Wirt diskutiert und dieser Mann hat dann zum katholischen Glauben zurückgefunden. Das hat Dominikus bewegt, immer von Neuem: Wir müssen etwas tun. Dann hat er darum gebeten, hier in der Gegend predigen zu können und das Evangelium in diese Gegend wieder neu zu verkünden, damit die Menschen zurückfinden zum katholischen Glauben.
Radio Vatikan: So entstand der Predigerorden. Wie sieht heute das Ordensleben aus, wo ist Ihr Orden vertreten und wie verbreiten und verkündigen Sie den Glauben heute - immer noch zu Fuß? Oder sind Sie inzwischen auch schon im Internet und sonstwo?
Schwester Lioba Hill OP: Es gibt rund 7.000 Brüder, so nennen wir sie, auf allen Erdteilen und dann die Schwestern dazu: Wir Schwestern leben im Kloster, haben kein Apostolat nach außen. Unser Apostolat besteht darin, da zu sein für Menschen, die kommen, sie aufzunehmen als Gäste und sie an unserem Leben teilnehmen zu lassen. Da können gute Gespräche entstehen. Von diesen Monasterien gibt es rund 2.000 auf vier Kontinenten.
Radio Vatikan: Sie kommen aber ursprünglich aus Deutschland. Wie hat es Sie dann jetzt nach Frankreich verschlagen und wo sind Sie dort genau?
Schwester Lioba Hill OP: Da war die Frage, was wird aus mir, was will Gott von mir in meinem Leben. Ich hörte von Dominikus und fragte mich, wie es wäre, vielleicht in einer Gemeinschaft zu leben. Dann bin ich hier hin gekommen und da hat es eingeschlagen wie ein Blitz. Ich wusste, hier muss ich hingehen, ohne dass ich jemand kannte oder jemals hier gewesen war, und so bin ich dann immer wieder zu Besuch gekommen und habe hier meinen Lebensort gefunden, war nie in Deutschland in einer Gemeinschaft und bin also ausgewandert. Ich konnte mir früher gar nicht vorstellen, in einem anderen Land zu leben als Deutschland und meine Muttersprache zu sprechen. Wir sind seit einigen Jahren mehr international ausgerichtet. Hierher kommen Pilger von der ganzen Welt, Brüder und Schwestern. Meine Familie und alles ist in Deutschland, aber Gott hat mich eben hier hin geführt.
Radio Vatikan: Sie leben und wirken am Gründungsort des Ordens. Wie begehen Sie den 800. Todestag des Heiligen Dominikus dort?
Schwester Lioba Hill OP: Wir verbinden uns mit allen Klöstern, wir haben eine Novene jetzt in diesen Tagen, die wir angefangen haben am 29. Juli. Wir lesen Texte von der Ursprungszeit und den Menschen, die etwas zu sagen haben, Brüder, die mit Dominik unterwegs waren. Unser großes Jubiläum war 2016, das war das 800-jährige Gründungsjubiläum unseres Ordens. Der Tod des Dominikus war ein so bedeutendes Ereignis, er sagte, wohin ich jetzt gehe, werde ich euch nützlicher sein, als ich es bisher war. Dominikus hat keine Schriften hinterlassen, er hat eine Gemeinschaft hinterlassen. Und das ist es, was so wertvoll ist. Wir leben nach der Augustinusregel, die ist kurz, anders als die Benediktusregel. Und darüber wollen wir jetzt nachdenken und uns intensiv damit beschäftigen.
Die Fragen stellte Stefanie Stahlhofen.
(vatican news - sst)
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