D: Woelki präsentierte Vatikan-Leihgabe zu jüdischem Festjahr
Bei den beiden Blättern aus dem 6. Jahrhundert handelt es sich um die Abschrift eines nach Köln adressierten Edikts des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321. Es ließ Juden in den Stadträten zu. Das Dokument gilt als ältester schriftlicher Beleg für jüdisches Leben nördlich der Alpen und ist Ausgangspunkt für das laufende Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben“ in Deutschland.
Die beiden Blätter sollen für fünf Wochen in der Ausstellung „In die Weite - Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland“ zu sehen sein, wie es hieß. Die Schau zum Festjahr veranstalten das Kunstmuseum der Erzdiözese Köln „Kolumba“ und das Kölner jüdische Museum „MiQua“ vom 15. September 2021 bis 15. August 2022.
Kardinal Woelki, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer und die Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), Ulrike Lubek, verfolgten, wie die in einem Rahmen eingebrachte Abschrift aus einer Transportkiste herausgeholt wurde. Woelki sprach von einem „bewegenden Moment“. Seine Bitte, die Abschrift in Köln auszustellen zu können, sei zunächst mehrfach abschlägig beschieden worden. Er dankte dem Präfekten der Vatikanischen Bibliothek, Kardinal Jose Tolentino Mendonca, dass er diesen außergewöhnlichen Wunsch erfüllt habe.
„Dokument ist wunderbares Symbol“
Das Edikt zeige, dass jüdische Mitbürger im Jahr 321 zum Leben selbstverständlich dazugehörten und in der Stadtregierung eingebunden waren. „Das Dokument ist für mich ein wunderbares Symbol geschwisterlicher Verbundenheit“, so der Kölner Erzbischof. Gerade in Zeiten, in denen es wieder vermehrt antisemitische Anfeindungen gebe, müsse deutlich gemacht werden, dass Juden zu unserer Gesellschaft gehören.
Auch Abraham Lehrer bekundete Freude, dass die beiden Blätter den Weg von Rom nach Köln gefunden haben. Dafür habe sich Papst Franziskus persönlich eingesetzt, nachdem Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ihn darum gebeten habe. Er hoffe, dass das „außergewöhnliche historische Zeugnis“ wie ein Magnet das Publikum anziehe. Wenn dadurch der Antisemitismus zurückgedrängt werde, sei viel erreicht, so das Vorstandsmitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde.
Die zentrale Eröffnung des jüdischen Festjahres hatte im Februar mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Schirmherr in Köln stattgefunden. Wegen der Coronapandemie wurde das Festjahr bis zum 31. Juli 2022 verlängert. Deutschlandweit gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen dazu.
(kna/domradio – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.