Italien: Weltgebetstreffen von Assisi feiern Doppel-Jubiläum
Das erste Treffen fand vor 35 Jahren, am 27. Oktober 1986, statt. Es stand zu dieser Zeit noch ganz im Zeichen des Ost-West-Konflikts und der damit einhergehenden atomaren Gefahr. 2002 lud Johannes Paul II. erneut zu einem Weltgebetstreffen - damals, am 24. Januar, aus Anlass der Terroranschläge vom 11. September 2001. Vor 10 Jahren schließlich führte Papst Benedikt XVI. mit einem Gebetstreffen am 27. Oktober 2011 die Tradition fort - und weitete das Konzept zugleich entscheidend aus, indem er auch Vertreter aus Kultur und Wissenschaft, darunter auch Atheisten oder Agnostiker, einlud, um gemeinsam für den Frieden einzustehen.
Auch heute noch würden diese Treffen vorbildlich zeigen, wie ein gemeinsames Ringen um Frieden gelingen könne, „ohne in die Falle des Synkretismus zu tappen oder auf der anderen Seite traditionalistische Narrative neu aufzulegen“, so Professor Tück. Beispielhaft für eine zeitgemäße Weiterentwicklung sei etwa die bewusste Ausweitung 2011 auf Agnostiker und Atheisten gewesen, erinnerte er im Gespräch mit Kathpress: Damit sollte einerseits eine „exklusive Ausgrenzung“ einer wachsenden Gruppe vermieden werden; zudem sollte der Agnostizismus als Dialogpartner ernst genommen und als „kritische Anfrage“ an die Glaubwürdigkeit des christlichen Zeugnisses verstanden werden.
Gegen Ansätze einer pluralistischen Religionstheologie
Dabei wende sich Assisi bewusst gegen Ansätze einer pluralistischen Religionstheologie, die die Wahrheitsansprüche der jeweiligen Religionen zugunsten der Gemeinsamkeiten zurückstelle. Das sei - bei allem gemeinsamen Bemühen um den Frieden - nicht der Ansatz von Assisi, so Tück. Zum Ausdruck komme dies bei dem feinen, jedoch wichtigen Unterschied, dass man in Assisi „zusammengekommen ist, um zu beten, aber nicht, um zusammen zu beten“. Dieser letzte Schritt zu einem gemeinsamen Beten wäre „um den Preis erkauft worden, dass man die Wahrheitsansprüche der Offenbarungsreligionen eingeklammert hätte“, so der Theologe.
Diese feine Unterscheidung gelte auch unter Franziskus noch, obgleich dieser mit seiner Agenda einer Kirche, die an die Ränder gehen müsse, eine weitere Ausweitung des Konzepts vorgenommen habe. Ausdrücklich gewürdigt wurde von Tück in diesem Zusammenhang die Gemeinschaft Sant'Egidio, die durch die Fortführung der Gebetstreffen und deren Regionalisierung „wichtige Allianzen gegen Radikalisierung und Instrumentalisierungen von Religion“ schmiede. „Das sind für das Zusammenleben unserer religiös pluralen Gesellschaften sehr wichtige Initiativen.“
(kap – mg)
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